© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/11 / 02. September 2011

Aufgeschnappt
Integrierte Gulaschkanone
Matthias Bäkermann

In Österreich werden immer noch jedes Jahr etwa 30.000 „Grundwehrdiener“ eingezogen. Für 230 von ihnen hat man sich zur „Angelobung“ (Gelöbnis) sogar etwas ganz Tolles ausgedacht: Auf dem Yppenplatz im westlichen Wiener Bezirk Ottakring organisierte das Bundesheer am vergangenen Donnerstag zusammen mit der Muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) eine Gelöbnisfeier mit anschließendem Fastenbrechen. Den besonderen Termin im muslimischen Fastenmonat Ramadan hatte sich General Karl Schmidseder als Wiener Militärkommandant ebenso gewünscht wie das dortige multikulturelle Umfeld.

So spielte die Militärkapelle inmitten eines Wiener Türkenviertels, das Der Standard gern als „Schmelztiegel der Bundeshauptstadt“ bezeichnet, um 18 Uhr auf, bevor die 230 Rekruten sich mit Bundesfahne am Rand des Yppenplatzes zum Bekenntnis auf Rot-Weiß-Rot tummeln durften. Alle Reden würdigten diesen „besonderen Ort der gelungenen Integration“. Auf der Platzmitte hatten bereits fleißige Helfer lauter Tischreihen aufgebaut, um nach dem Trara zum Eigentlichen für das ansässige Publikum überzugehen – dem Fastenbrechen. Dazu servierten Soldaten pünktlich nach Sonnenuntergang „Kostproben aus der Gulaschkanone“ – natürlich „nach islamisch religiösen Vorschriften zubereitet“, wie das Wiener Ministerium stolz mitteilt.

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