© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/11 / 09. September 2011

Rudolf Steiners Ideen haben im Reich der Mitte Konjunktur
Gegen die Einsamkeit der Einzelkinder
(wm)

Im Jahr 1979 führte die Kommunistische Partei Chinas die „Ein-Kind-Politik“ ein, um das Bevölkerungsproblem des Riesenreichs in den Griff zu kriegen. Eine ganze heutige Elterngeneration ist mithin ohne sozialen Bezug zu Geschwistern aufgewachsen. Zur Einsamkeit einer solchen Kindheit kam die Erfahrung der ausschließlich leistungsorientierten chinesischen Staatsschule, bei der Drill und Auswendiglernen den Alltag bestimmen. Für die Waldorf-Pädagogin Nana Göbel erklärt diese historische Prägung den augenblicklichen „Boom“ des alternativen Angebots im Geiste Rudolf Steiners (Schule in Bewegung, 7-8/2011), das seit einigen Jahren in China zu beobachten ist. Denn immer mehr Eltern wollen ihren nach wie vor meist Einzelkindern die eigenen Erfahrungen von Einsamkeit und Unfreiheit ersparen. Mit Projektarbeit, die Gemeinschaftsgefühl und soziale Kompetenz vermittle, mit der Vielfalt des Lehrmaterials und dem Ende der öden Paukerei umwirbt die Waldorfpädagogik einen wachsenden Interessentenkreis – allerdings ohne legale Grundlage. Während es daher „noch Mut“ brauche, Kinder in eine anthroposophische Schule zu schicken, wirken die Waldorf-Kindergärten im Reich der Mitte schon wie etabliert. Seit 2004 sind 100 Kindergartengruppen entstanden, Tendenz steigend. (wm) www.erziehungskunst.de

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