© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

Mit Kondomen gegen den Papst
Katholische Kirche: Ein Bündnis aus Linksextremisten und Homosexuellen protestiert gegen den Besuch Benedikt XVI. in Deutschland
Michael Martin

Während sich Millionen von Gläubigen in Deutschland auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. vom 22. bis 25. September in seinem Heimatland freuen, formiert sich unter Linksextremisten und Homosexuellen der Protest gegen die Reise. In Freiburg im Breisgau, das neben Berlin, Erfurt und der Wallfahrtskapelle Etzelsbach Ziel des Papstes ist, gehen die Emotionen besonders hoch. „Freiburg ohne Papst“ heißt die aus der „Rosa Hilfe“ hervorgegangene Gruppierung, die den Besuch von Benedikt XVI. ablehnt und ihren Protest mit Vorträgen, Lesungen, Streitgesprächen und Diskussionen äußern will. Bislang haben rund 3.300 Personen eine Petition gegen den Papstbesuch unterschrieben. Das Bündnis kritisiert unter anderem die Haltung des Oberhaupts der Kirche gegenüber Lesben und Schwulen, dessen Sexual- und Kondompolitik und daß er die Rechte von Frauen mißachte. Zudem lehnt es die Gruppe ab, daß der Papst sich in das Goldene Buch der vonn Oberbürgermeister Dieter Salomon (Bündnis 90/Die Grünen) regierten Stadt einträgt.

Zu den Unterstützern des Bündnisses zählen auch neun Vertreter aus verschiedenen Gemeinderatsfraktionen. Die Kritiker kommen aus den Reihen der SPD, der Grünen und einer Unabhängigen Liste. Freiburgs Erster Bürgermeister Otto Neideck (CDU) hält die Proteste für legitim und kann „problemlos damit leben. Das gehört in einer Demokratie dazu.“ Er wundere sich aber darüber, daß in einer Stadt, die sich für ihre Weltoffenheit preist, einem religiösen Ereignis mit so viel Häme begegnet werde. „Eine große Mehrheit freut sich auf dieses Jahrhundertereignis“, ist sich Neideck sicher.

Der Cheforganisator der Erzdiözese für den Papstbesuch, Peter Birkhofer, verteidigte den Eintrag des Papstes ins Goldene Buch der Stadt: „Es war ein Wunsch des Oberbürgermeisters, daß sich der Papst in das Goldene Buch der Stadt einträgt. Wir freuen uns natürlich sehr, daß die Stadt so gastfreundlich ist.“ Am 24. September wird der Papst die Stadt im Breisgau besuchen, mehrere Gruppierungen haben bereits Gegenaktionen angekündigt. Auch die linksextremistische „Autonome Antifa“ plant eine Demonstration, von der sich SPD und Grüne aber distanzieren. Zwei Tage vorher soll Benedikt XVI. als erstes Kirchenoberhaupt vor dem Bundestag sprechen. Die von der CDU-Fraktion initiierte Aktion stößt aber nicht überall auf Gegenliebe. Ulla Jelpke, linksextreme Abgeordnete der Linkspartei hat bereits angekündigt, sie werde den Auftritt boykottieren. „Der Papst hat im Parlament nichts zu suchen“, sagt Jelpke. Er sei „in jederlei Hinsicht“ sexualfeindlich. „Verbrecherisch finde ich, wie er sich zur Aidsverhütung verhalten hat über die Jahre.“ Am Dienstag kündigte die Linkspartei-Abgeordnete Petra Sitte an, daß die Hälfte der Linksfraktion der Rede von Papst Benedikt XVI. fernbleiben werde. Sitte sagte der Mitteldeutschen Zeitung, man habe sich in der Fraktion darauf verständigt, auf Proteste im Plenarsaal zu verzichten. Die eine Hälfte der Fraktion werde der Rede folgen, darunter die Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch, Klaus Ernst und Fraktionschef Gregor Gysi. Die andere Hälfte werde vor die Tür gehen und gegen den Papst demonstrieren. Der CSU-Abgeordnete Norbert Geis kritisierte die Ankündigung der Linkspartei scharf. „Das ist ein deutliches Zeichen dafür, daß die Kommunisten noch nicht in der Demokratie angekommen sind“, sagte er der JUNGEN FREIHEIT. Offenbar sei die Linkspartei nicht in der Lage, einer in der ganzen Welt hoch anerkannten Persönlichkeit zuzuhören, wenn sie plane, den Plenarsaal zu verlassen, ohne die Rede des Papstes überhaupt zu kennen. „Das Ansehen des Bundestags und damit auch des deutschen Volkes ist ihnen dabei völlig egal“, sagte Geis.

Doch auch in den Fraktionen von SPD und Grünen regt sich vereinzelt Widerstand. Der SPD-Politiker Rolf Schwanitz und der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, kritisieren, daß die weltanschauliche Neutralität des Staates mit der Rede eines religiösen Oberhauptes im Bundestag schwer zu vereinbaren sei.

Die Führung der SPD-Fraktion will unterdessen nach Informationen der Leipziger Volkszeitung leere Plätze in ihren Reihen mit der gezielten Einladung von ehemaligen Bundestagsabgeordneten auffüllen.

Foto: Homosexuelle verhöhnen den Papst beim Christopher-Street -Day: „Eine große Mehrheit freut sich über das Jahrhundertereignis“

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