© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

Lebensnähe
Forum Deutscher Katholiken: Kongreß „Freude am Glauben“ in Karlsruhe
Alexander Schmidt

Die Freiheit des einzelnen darf nie auf Kosten der Wahrheit gehen“, schrieb Papst Benedikt XVI. in seinem Grußwort an die Besucher des 11. Forums Deutscher Katholiken. Das Spektakuläre an dieser Aussage war weniger ihr Inhalt, als der Weg, auf dem sie die rund 1.200 Besucher des Forums erreichte. Überbringer der Botschaft war der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, der kurz zuvor mit eher eigenwilligen Vorstellungen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen in genau diesen Konflikt zu geraten drohte.

Der Kongreß hingegen bestach durch Lebensnähe. Im verminten Terrain um Fragen einer kindgerechten Sexualerziehung, getrennt lebenden Ehepaaren und der Sterbebegleitung waren es stets Betroffene und Praktiker, die von eigenen Erfahrungen berichteten und an der Würde des Menschen orientierte Lösungen darstellten. „Nicht Scheitern oder Schmerz, sondern das Bestehen darin mit Gott ist die Herausforderung für den Menschen, für die er vorbereitet sein muß“, faßte eine Kongreßteilnehmerin die Ergebnisse der Podien zusammen. Höchst aktuell stellte Lothar Roos, emeritierter Sozialethiker an der Uni Bonn das Leben Wilhelm von Kettelers (1811–1877) heraus, der als Bischof und Parlamentarier für die Freiheit der Person und gegen staatliche Bevormundung, gerade in bildungspolitischen Fragen, kämpfte.

Geistliche Gemeinschaften unterstützen das Forum

In der Vergangenheit wurde die Arbeit des Forums oft als Opposition zum Zentralkomitee Deutscher Katholiken (ZDK) mißdeutet, zumal sich von diesem immer weniger Gläubige in ihren Anliegen repräsentiert sehen. „Um eine Konkurrenz zum ZDK geht es uns nicht“, stellt Forumssprecher Hubert Gindert klar. Er sei ja er selbst vier Jahre Mitglied der offiziellen Repräsentation der deutschen Laien in der katholischen Kirche gewesen und würdige deren Gremienarbeit, die weit in die Zeit vor dem II. Vatikanischem Konzil zurückreicht. Doch auch Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein, dessen Familie über acht Jahrzehnte die Präsidenten des ZDK stellte, engagiert sich heute als Kongreßleiter für das Forum.

„Das Forum ist frei von der beklemmenden Enge des Verbands-Katholizismus und greift die brennenden Anliegen der Menschen auf“, sagt ein Teilnehmer und verweist auf das diesjährige Motto „Die Kirche und ihre Sorge um die Menschen“, unter dem sich geistliche Gemeinschaften, Verlage und andere kirchenfreundliche Gruppen in Karlsruhe versammelt haben.

Hintergrund: Erst das II. Vatikanische Konzil legte 1965 die hervorgehobene Bedeutung der Laien innerhalb der katholischen Kirche frei – eine Erkenntnis, für die der später heiliggesprochene Josemaría Escrivá wenige Jahrzehnte zuvor noch fast in die Wüste geschickt worden wäre. In der Folge erblühten Hunderte von geistlichen Gemeinschaften, darunter das „Regnum Christi“, von dem das Forum seit vielen Jahren unterstützt wird. Diese primär von Laien getragenen Gruppen werden als zeitgemäße Ergänzung zu den Pfarrgemeinden verstanden. Gindert und seine Mitstreiter wollen diesen Gruppen eben das Forum bieten, welches sie bislang nicht hatten.

Elegant wie feinsinnig unterstrich der Vatikan auch am Ende der drei Kongreßtage seine Wertschätzung des Forums. Kardinal Koch, höchster Vertreter des „Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen“ reiste aus Rom an, um die Pontifikalmesse zu zelebrieren.

Alle Kongreßbeiträge erscheinen in den nächsten Ausgaben des Magazins „Der Fels“. www.der-fels.de

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