© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

Eine Blitzanalyse der Eurokrise
Auf dem Pfad zum Einheitsstaat
(wm)

Die selbst schon zur Zeitgeschichte gewordenen, bald sechzig Jahre erscheinenden Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte drängen mit einem Beitrag des jüngsten Heftes (3/2011) derart ins aktuell Politische, als könnte die Redaktion nicht abwarten, bis sich Gegenwart in Vergangenheit verwandelt. Diesen Schluß legt jedenfalls Werner Beckers Essay nahe, der mehr einem wirtschaftspolitischen Kommentar denn einer historischen Analyse zur kurzen Geschichte des Euro ähnelt. Becker, bis 2008 beschäftigt bei Deutsche Bank Research, kommt nach einem Schnellgang durch zwölf Jahre Krisenwährung zu dem zukunftsfrohen Fazit, daß „keine ernsthafte Gefahr eines Auseinanderbrechens der Währungsunion“ bestehe. Allerdings hätte die Politik der „Rettungspakete“ deren Fundamente doch „erheblich beschädigt“. Als Alternative zum „Zerbechen“ des Euroraums und zur Rückkehr zu nationalen Währungen sieht Becker daher nur den Weg in die Schuldenunion. Was Kritiker auch ohne verschwörungstheoretischen Impetus seit langem fürchten, bestätigt Beckers entwaffnend offene Prognose, derzufolge der „Umweg“ über die aktuelle Krise die Debatte über politische Union und europäische Regierung mit „großem EU-Budget nolens volens beflügelt“ und die Barrieren Richtung Einheitsstaat wegräumt.  www.oldenbourg-verlag.de

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