© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/11 / 23. September 2011

Wahl zum Abgeordnetenhaus
Ratlos in Berlin
Marcus Schmidt

Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus läßt die Parteien einigermaßen ratlos zurück. Die SPD kann zwar mit dem angeschlagenen Klaus Wowereit weiterregieren, aber als Zeichen für einen Aufschwung kann Parteichef Sigmar Gabriel die 28,3 Prozent der SPD nicht verkaufen. Auch die Freude der Grünen unter Spitzenkandidatin Renate Künast ist verhalten, sind sie doch trotz ihres bisher besten Berliner Ergebnisses wieder hinter der CDU gelandet. Die Union wiederum kann trotz der äußerst mageren 23,4 Prozent ihr Glück kaum fassen, hat sie doch tatsächlich leicht dazugewonnen.

Aus all diesen Ergebnissen läßt sich für die Bundespolitik – mit Ausnahme des Debakels für die gedemütigte FDP – kein eindeutiger Trend ablesen. Zum großen Schlag gegen die etablierten Parteien haben die Wähler auch angesichts der Euro-Krise jedenfalls nicht ausgeholt. Dementsprechend schnell sind die Bundesparteien Anfang der Woche wieder zur Tagesordnung übergegangen. Dabei haben die Wähler den Strategen in den Parteizentralen durchaus eine große Unbekannte hinterlassen: die Piratenpartei. Sollte sich die äußerst dynamisch und jugendlich auftretende Formation nicht als Eintagsfliege erweisen, könnte sie 2013 für eine große Überraschung sorgen und in den Bundestag einziehen. Dann wären einige der bisherigen Koalitionsüberlegungen ein Fall für den Papierkorb.

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