© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/11 / 23. September 2011

Blick in die Medien
Prosieben-Angsthase: Verschreck den Raab
Ronald Gläser

Satire darf alles? Nicht in einem Land, zu dem der Islam gehört! Der Kölner Komiker Tom Gerhardt („Hausmeister Krause“) hat sich für sein aktuelles Bühnenprogramm „Nackt und in Farbe“ eine neue Figur ausgedacht: Muhammar, der dümmste Terrorist der Welt.

Mit Turban, Zottelbart, Tarnjacke und Dynamitstange im Hintern scheitert der trottelige Muhammar in einem Bühnensketch an der Durchführung diverser Attentate. Der Gag ist zwar nicht besonders originell, aber die Niveaulatte für Komödianten im deutschen Fernsehen ist ja eher eine Limbostange.

Ausgerechnet Stefan Raab, der mit dem öffentlichen Bloßstellen anderer sonst keine Probleme hat, zuckte ängstlich vor der Islamisten-Parodie zurück: Ein Auftritt bei TV Total (Prosieben), bei dem Gerhardt seine neue Tournee bewerben sollte, wurde kurzfristig abgesagt.

Gerhardt schreibt auf seiner Facebook-Seite: „Die Muhammar-Nummer war der Rechtsabteilung zu heiß. Sie ham den Stecker gezogen.“ Inzwischen legt der 55jährige Künstler selbst den Rückwärtsgang ein und erklärt im Gästebuch seiner Internetpräsenz: „Das ist doch nur eine kleine Gaga-Szene unter vielen und natürlich geht sie nicht gegen Muslime. Das ist doch Quatsch!“

Gerhardt ist nicht der erste Fall: 1987 mußte sich Rudi Carell beim Ayatollah Khomeini für einen sechssekündigen TV-Spot in Rudis Tageshow entschuldigen. 2006 wurde das Mozart-Stück Idemeneo an der Berliner Oper vom Spielplan genommen, weil befürchtet wurde, Moslems könnten über einen Mohammed-Kopf als Bühnenrequisite erzürnt sein – der ebenfalls gezeigte Jesuskopf wurde nicht beanstandet.

Ja, so sind unsere Künstler und Komiker: Wenn es darum geht, den Papst und seine Gläubigen durch den Kakao zu ziehen, können sie ihre Klappe nicht weit genug aufreißen – Witze über den Islam werden schon in vorauseilendem Gehorsam unterdrückt, bevor ein Moslem eine Augenbraue hochzieht.

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