© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/11 / 30. September 2011

Ratingagenturen zweifeln an französischen Banken
Im Auge des Hurrikans
Marco Meng

Siemens hat mehr als eine halbe Milliarde Euro von einer französischen Bank abgezogen und bei der Europäischen Zentralbank (EZB) deponiert. Insgesamt soll der Münchner Konzern bis zu sechs Milliarden dort geparkt haben. Möglich war dies nur, weil die Münchner seit 2010 eine eigene Bank haben. Auch BMW, Daimler und VW können auf diese Weise in der kommenden Finanzkrise die Kontrolle über ihre Kapitalflüsse behalten.

Diesmal dürfte dabei Frankreich im Auge des Hurrikans liegen, denn die dortigen Geldhäuser haben hohe Summen im griechischen Feuer. Die Ratingagentur Moody’s hat neben acht griechischen Banken auch die Kreditwürdigkeit von Société Générale und Crédit Agricole herabgestuft. Und wer ist ebenfalls betroffen? Das Szenario kommt einem bekannt vor: Nach der Lehman-Pleite 2008 wußte niemand, wie viele Schrottimmobilienpapiere welche Bank besaß. Griechenlands Pleite wird kommen, dennoch werden Athen weitere Milliarden überwiesen, damit das Land seine Gläubiger – risikofreudige Anleger – auszahlen kann. Daß die ihr Geld abschreiben müssen, darf nicht sein (too big to fail) – Geschäftsrisiko gibt es scheinbar nur noch für die Realwirtschaft.

„Wir verpflichten uns, alles Nötige zu tun, um die Stabilität des Bankensystems und der Finanzmärkte zu sichern“, heißt es denn auch in einer Erklärung der G20-Finanzminister. Es handelt sich um Risiken von etwa 300 Milliarden Euro. Welche Bank in welcher Höhe etwa Kreditausfallsversicherungen (CDS) auf bestimmte Staatsanleihen abgeschlossen hat und wer zahlen muß, ist keiner Aufsichtsbehörde bekannt. Da es weiterhin keine konsequenten Haftungsregeln für die Finanzindustie gibt, soll erneut der Steuerzahler ran, um eine „Kernschmelze“ zu verhindern.

Aber keine Bank oder Versicherung wurde gezwungen, griechische Papiere zu kaufen. Wenn die nun fast nichts mehr wert sind: Pech. Laßt endlich die Finanzjongleure, die sich übernommen haben, pleite gehen!

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