© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/11 / 30. September 2011

Freier Geist setzt sich durch
Seit einem Jahr ist Markus Somm neuer Chef der „Basler Zeitung“ / Blatt hat Profil gewonnen
Frank Liebermann

Mainstreammedien sind links. Zumindest gilt das für Deutschland. Die Charakterwäsche (Schrenck-Notzing) hat hier ihre Wirkung getan. Relativ selten kommt es vor, daß sich die inhaltliche Ausrichtung von Medien ändert. Vor allem dann, wenn ein Wechsel zur konservativen Seite erfolgt.

Anders ist es in der Schweiz. Hier kann so etwas vorkommen. Nachdem der Ex-Welt-Chefredakteur Roger Köppel die Weltwoche 2006 übernommen und auf einen konservativen Kurs getrimmt hat, gab es im letzten Jahr ein weiteres Beispiel: die Basler Zeitung (BaZ), eine der größten Zeitungen der Schweiz.

Im Februar 2010 verkauften die damaligen Eigentümer ihre Anteile an Investoren, die einen Richtungswechsel einleiteten. Die dem SVP-Politiker Christoph Blocher gehörende Unternehmensberatung Robinvest bekam den Auftrag, das angeschlagene Blatt wieder auf Vordermann zu bringen. Der Verkaufsvorgang hat in der Schweiz für reichlich Schlagzeilen gesorgt. Auch, weil er vom Austausch des Chefredakteurs begleitet wurde. „Ein Rechter für die Basler Zeitung“, titelte die Neue Zürcher Zeitung damals.

Markus Somm, der zuvor für die konservativ-liberale Weltwoche geschrieben hat, brachte frischen Wind in die Redaktion. Das änderte sich auch nicht, als die BaZ erneut verkauft wurde. Somm blieb trotz Protesten der Redaktion und einer von linken Konkurrenzmedien geschürten Abokündigungskampagne.

Vor allem linksgrüne Gruppen befürchteten einen rechten Meinungsjournalismus. Somm nahm diese Polemiken sportlich. Für ihn galt, daß die Region Nordwestschweiz als bürgerlich gelte und damit auch dieser Bevölkerungsgruppe ein Sprachrohr zu bieten sei.

Nachdem Somm als neuer Chef über ein Jahr im Amt ist, sind die Veränderungen in der Redaktion deutlich spürbar: So hat Somm in einem Kommentar Sympathie für Thilo Sarazzin geäußert. Er hat sich regelmäßig für eine liberale Wirtschaftspolitik ausgesprochen und die Verharmlosung von Jugendgewalt kritisiert. Zudem hat er sich als strikter Gegner einer EU-Mitgliedschaft der Schweiz zu erkennen gegeben.

Somm zeigt in seiner Zeitung einen einfachen Grundsatz: Die freie Meinung ist wichtiger als mögliche politische Korrektheit. Die gesteht er allen politischen Richtungen zu. Dieser freie Geist hat die Kritiker verstummen lassen. Die BaZ hat nicht nur Ecken und Kanten gewonnen, sondern auch neue Leser. Ihre Auflage lag zuletzt bei 83.000. Das ist für den Zeitungsmarkt der Schweiz, wo Gratiszeitungen viel stärker als in Deutschland die Qualitätszeitungen unter Druck setzen, eine akzeptable Zahl. Selbst linke Kritiker räumen ein: Die Zeitung hat sich unter seiner Führung gemacht.

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