© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/11 / 30. September 2011

Leserbriefe

Zu: „Wir sind keine Stromer“ von Michael Manns, JF 39/11

So tun als ob: Grünes Blech reden

Auch in 30 Jahren ist das Elektroauto kein Massenprodukt. Manns schildert sehr plastisch die auf absehbare Zeit unlösbaren Probleme dieser Antriebsart. Das Auto ist für Otto Normalverbraucher nicht zu bezahlen – weil voller Macken. Und die Autoindustrie weiß um diese Probleme. Um aber als „grün“ wahrgenommen zu werden, wird so getan, als ob die Marktreife kurz bevorsteht.

Walter Faulenbach, Olpe

 

 

Zu: „Drohung, Täuschung, Verfälschung“ von Wolfgang Philipp, JF 39/11

Werte verbinden, nicht das Geld

Vertreter der parteienübergreifenden Euro-Fraktion des Bundestags machen immer wieder geltend, daß der Euro nicht nur wirtschaftliche Bedeutung habe; er stelle vielmehr einen „Wert an sich“ dar.

Doch hier liegt gerade die Wurzel des Übels: Geld wird zu einem ideologischen Fetisch, überfrachtet mit politischen Funktionen, die mit seiner Eigenschaft als Zahlungsmittel nichts mehr zu tun haben. Der Euro wird so zum europäischen Mammon. Den Euro auf finanz- und wirtschaftspolitische Gesichtspunkte zu begrenzen, stellt bereits ein Sakrileg dar. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und ein gemeinsames, am christlichen Menschenbild ausgerichtetes Ethos verbinden Europa – nicht das Geld.

Dr. Steffen Hein, Bad Aibling

 

 

Zu: „Verstümmelte Demokratie“ von Thorsten Hinz, JF 39/11

Michel erwacht meist zu spät

Die „Verstümmelung“ unserer Demokratie begann schon vor zig Jahren. Es wurden zuerst nur zaghafte Amputationen vorgenommen. Wobei die Staats-Chirurgen aber sehr bald schon feststellten, daß man fast ohne Vollnarkose „Glieder“ von Bürgerrechten entfernen konnte. Die Menschen ließen das ja auch zumeist zu.

Die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts waren für mich schon zu dem Zeitpunkt klar, als dort die Professoren Schachtschneider, Hankel, Starbatty, Nölling und Spethmann ihre Klage gegen den EU-Vertrags- und Verfassungsbruch und die ständig weiter geleisteten „Subventionen“ für die „krebskranken“ Staaten dieses Monstergebildes Europäische Union einreichten. Wer wird denn ohne weiteres Richter am BVerfG? Doch auch nur die durch ein Parteibuch Privilegierten. Dieses Gericht dürfte, wenn es die Verfassung unseres Landes in Zukunft weiterhin gegen politische Willkür und Selbstherrlichkeit schützen will, nur von parteilosen Richtern besetzt werden.

Viele Bürger nehmen diese Entwicklung zwar bewußt zur Kenntnis. Aber sie sind immer noch – und werden weiter – von dem nach 1945 ihnen aufgeprägten Duckmäusertum zurückgehalten. Außerdem sind viele zu träge und politisch müde geworden aufgrund all der politischen Machenschaften. Wenn der „Michel“ dereinst aufwacht, wird es wohl wieder einmal zu spät sein!

Hagen J. Waggerhauser, Stuhr

 

 

Zum Leserbrief: „Rechtspartei dringend gesucht“ von Markus Meister, JF 39/11

Es gibt Peinlicheres im Vaterland

Ich vermag dem Wunsch dieses Lesers nicht zu folgen. Noch eine Rechtspartei? Wie soll sie denn sein? Nicht wie die Republikaner, nicht wie Die Freiheit, nicht wie die Partei der Vernunft, nicht wie Pro Deutschland und schon überhaupt nicht wie die NPD? Soll der Verfassungsschutz diese von Herrn Meister gewünschte Rechtspartei lobend erwähnen? Soll Frau Knobloch begeistert ausrufen: „Ja, das ist sie“?

Wir haben genug erfolglose Rechtsparteien. Jeder Möchtegern will seine eigene Gruppe und sie soll, um Himmels willen, nicht angefeindet werden. Die Grünen haben diese Probleme nie gehabt mit ihren kommunistischen und maoistischen Führern. Ganz zu schweigen von der einstigen SED, die heute als führende demokratische Kraft auftritt. Mit Verlaub, ich weiß Peinlicheres für das Vaterland als die Handvoll Abgeordneter der NPD, denen übrigens nichts geschenkt wird.

Reinhard Bertelsmann, Velbert

 

 

Zu: „Vor dem Scherbenhaufen“ von Michael Paulwitz“, JF 38/11

Noch fehlt letzter Akt des Dramas

Der hervorragende Beitrag erklärt den großen Marsch der deutschen Lemminge in den Abgrund. Hierbei geht es weder um rechts noch um links, sondern um die unselige deutsche Nibelungentreue, die uns schon mehrfach ins Verderben geführt hat. Sie wird mit „autosuggestivem Wunschdenken und kollektivem Gesundbeten“ treffend beschrieben. Als altgedienter Vermögensberater und ökonomisch denkender Mensch stelle ich fest: Der Euro ist längst nicht mehr so stark wie die D-Mark, sondern fast so weich wie die Drachme einst war. Er ist in dieser Form ohne Überlebenschance. Griechenland wird nur durch Insolvenzverschleppung künstlich am Leben gehalten. Die anderen „Olivenstaaten“ sind ebenfalls infiziert, ihre Überlebenschanchen fraglich. Solange Deutschland zahlen kann und der in „Geiselhaft genommene Steuerbürger“ mitmacht, hat der letzte Akt des Dramas von der europäischen Währungsunion noch nicht begonnen. Er dürfte mit der Enteignung des Mittelstandes und dem Verlust an Wohlstand breiter Bevölkerungsschichten enden. Vielleicht aber ist es noch nicht zu spät – Ihr aufrüttelnder Artikel könnte dabei helfen!

Falk Gebel, Düsseldorf

 

 

Zu: „Willkommen im Missionsgebiet“ von Dieter Stein, JF 38/11

Mehr Tötungen als im Weltkrieg

Viele der hier genannten Aspekte sprechen mir aus der Seele. Daß selbst nach Einführung der Pille um 1968, die eine weitestgehende Schwangerschaftskontrolle ermöglichte, hierzulande mehr – zumeist staatlich bezahlte – Abtreibungen stattfanden, als Deutschland Menschenverluste im Zweiten Weltkrieg hatte, ist an Perversität kaum zu überbieten.

Dr. Carsten Molsen, Bremen

 

 

Zu: „Kein Hort des Rechts“ von Karl Albrecht Schachtschneider, JF 38/11

Abhängige Verfassungsrichter

Um von einem demokratischen Staat sprechen zu können, ist die Gewaltenteilung in Parlament (Legislative), Regierung (Exekutive) und die richterliche Unabhängigkeit (Judikative) Voraussetzung. Die BRD ist schon lange kein demokratischer Rechtsstaat mehr, in dem die Gewaltenteilung angewandt wird. Der Parlamentarier ist nur der Verfassung und seinem Gewissen verpflichtet. Kommt er dabei mit der Regierung in Konflikt, siehe „Mit Zuckerbrot und Peitsche“ in derselben Ausgabe der JF, wo bleibt dann die Unabhängigkeit des Abgeordneten?

Viel schlimmer aber ist es, wenn es keine richterliche Unabhängigkeit mehr gibt! Wenn die Parteien auskungeln können, wer Richter werden wird, vom Amtsrichter bis zu den höchsten Gerichten. Wenn ich mir als Partei die Richter aussuchen kann, dann bekomme ich die Urteile, die ich haben möchte. Daran ändern auch die Verfassungsbeschwerden so hochrangiger Verfassungsrechtler wie Prof. Schachtschneider und Kollegen nichts.

Karl-Heinz Bauer, Saarbrücken

 

 

Zu: „Schlimmer wird es nicht“ von Ronald Gläser, JF 38/11

Gegen den Linkstrend machtlos

Dem Linkstrend hat unsere Demokratie nichts entgegenzusetzen. Uns wird Sand in die Augen gestreut, wenn wir nach rechts sehen! Millionen an Steuergeldern werden dafür verschwendet, den Demo-Pöbel dorthin zu lenken wo, scheinbar, rechte Gefahr droht. Unsere Medien sind so unterwandert, daß sie diesen Trend tatkräftig unterstützen. Deshalb würde es Jahrzehnte dauern, bevor sich die rechte Richtung durchsetzen kann. Bis dahin jedoch haben uns Deutsche unsere demokratischen Politmanager, die in der Regel nur auf dicke Gelder spekulieren, längst hinwegregiert. So sieht es aus in unserem Land, in dem wir schon lang nichts mehr zu sagen haben!

Paul Freihofer, Dorsten

 

 

Zu: „Im Glauben fest“ von Ronald Gläser, JF 38/11

Überzeugung nicht gewechselt

Hans Apel war nicht nur aus der EKD ausgetreten, er war auch zur eher konservativeren Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche gewechselt, wie früher schon andere Prominente, etwa Königin Sylvia von Schweden, Jürgen Ponto und der Publizist Johannes Gross. Noch weit konservativer als die SELK sind die Evangelisch-Lutherische Freikirche und die Lutherischen Bekenntnisgemeinden.

Roland Sckerl, Durmersheim

 

 

Zur Meldung: „Bilkay Öney stellt Kopftuchverbot in Frage“, JF 38/11

Nur die Befürchtung bestätigt

Wenn Frau Öney meint, ein Kopftuchverbot in staatlichen Einrichtungen verhindere bei Musliminnen die Integration, bestätigt sie damit nur, was ich seit langem befürchte: daß Musliminnen in den weltanschaulich neutralen Staat nicht integrierbar sind.

Marie-Jeanne Hein, München

 

 

Zu: „Mit Kondomen gegen den Papst“ von Michael Martin, JF 38/11

Demokratie: Als Spiel oder nie

Herr Geis scheint etwas hinter dem Mond, wenn er meint, daß „Kommunisten je in einer Demokratie ankommen“ können. Die spielen nur solange Demokratie, bis sie stark genug für die Diktatur sind. Und wenn ein ausländischer Regierungschef hier in einem Halbmond-Fahnenmeer Reichsparteitage abhalten und seine Anhänger gegen ihren Gaststaat aufhetzen darf, ist nicht einzusehen, warum das Oberhaupt des Vatikanstaates und der deutschen religiösen Mehrheit nicht im Bundestag sprechen soll.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Sind wir noch Papst?“ von Michael Martin, JF 38/11

Zuwachs auf der anderen Seite

Das gezeichnete Kirchenbild in diesem Beitrag wie auch in den übrigen dieser JF-Ausgabe ist etwas einseitig: Die Evangelischen Landeskirchen verlieren nach der Bilanz aus aktuellen Ein- und Austritten seit Jahren weniger Mitglieder als die Römisch-Katholische Kirche in Deutschland und taufen bei etwas weniger Mitgliedern auch mehr Säuglinge als „Rom“.

Des weiteren wachsen recht viele, oft theologisch wie ethisch und politisch konservative Freikirchen, etwa in der Konferenz für Gemeindegründung oder bei der Kamen-Initiative. Im Gegensatz zu konservativen Katholiken bejahen diese Kirchen schlichte Gottesdienste, demokratischere Stukturen und die Pastorenehe.

Ulrich Motte, München

 

 

Zu: „‘Chrismon’ torpediert Papst-Besuch“ von Gernot Facius, JF 38/11

Spiegelbildliche Kritiken

Die antikatholische Kritik in Chrismon ähnelt inhaltlich jener der innerkatholischen „Reformkatholiken“ und im Ton antievangelischen Artikeln etwa in der katholisch-kirchlichen Tagespost. Es ist abwegig, den Papst als Konservativen zu bezeichnen: Er lehrt Bibelkritik und daß Moslems mit Allah Gott anbeten, er duldet islamischen Religionsunterricht an katholischen Schulen, lobt die EU und die Uno, duldet Frauen als Predigerinnen und in leitender Kirchenfunktion und spricht von vielfacher Nähe von Katholizismus und demokratischem Sozialismus. Das sehen selbst konservative Katholiken ähnlich.

Adolf Weiss, München

 

 

Zu: „Gezähmter Löwe für Flensburg“ von Hans-Joachim von Leesen, JF 38/11

Den Franzosen möcht’ ich sehen

Die Wiedererrichtung des Idstedt-Löwen in Flensburg ist ungefähr dasselbe, als wenn wir in Paris die Siegesparade von 1940 noch einmal abhalten. Den Franzosen möchte ich sehen, der das nicht als Aggression bewerten würde. Niemand außerhalb Deutschlands, auch kein Däne, würde das anders sehen.

Jörn Brockmann, Ribnitz

 

 

Zu: „‘Zentralen Fragen hat sich der Senat entzogen’“, Interview mit Dietrich Murswiek, JF 38/11

Wo bleibt die Würde des MdB?

„Wir haben noch nicht einmal eine amtliche Übersetzung des ESM-Vertrages“ ... und diesem – wie auch manchem davor – sollen unsere Abgeordneten automatisch zustimmen? Das erinnert mich an meinen ältesten Bruder: 1938 wurde er vom NKWD verhaftet und sollte unter Bedrohung mit einer Pistole ungelesen ein Geständnis unterschreiben, verblüffte aber den Leiter der Aktion mit den Worten: „Mich hat Stalin lesen und schreiben gelehrt.“ In dem Text stand, er habe im Bürgerkrieg 1917 bis 1920 gegen die Roten gekämpft. „Ich bin ja erst 1917 geboren, Sie haben mir ja selbst vor kurzem den Paß ausgehändigt“, erwiderte mein Bruder. Als einer von rund 30 verhafteten Deutschen konnte er dem Gulag entgehen.

Es wäre die Frage zu stellen, worin die Würde (Art. 1 GG) unserer Bundestagsabgeordneten besteht, wenn sie gezwungen werden, Dinge, die sie nicht gelesen und durchdiskutiert haben, abzusegnen?

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: „Ablaßhandel gegen Klimawandel“ von Christoph Keller, JF 38/11

Wir bezahlen die Luftnummern

Im Zeitraum von 2011 bis 2015 sollen neun Kernkraftwerke mit einer installierten Leistung von etwa 12,1 Gigawatt abgeschaltet und vom Netz genommen werden. Zeitgleich – so die Planungen – sollen 26 neue Kohlekraftwerke sowie 14 Gaskraftwerke in Betrieb genommen werden. Nun erzeugen aber die Kohle- und Gaskraftwerke erhebliche Mengen CO2, die als sogenannte „Klimakiller“ in die Atmosphäre gehen. Unsere Klimakanzlerin, die bisher voller Idealismus gegen den Klimakiller CO2 gekämpft hat, sorgt also dafür, daß die deutsche Industrie für Milliarden Euro Emissionsrechte kaufen muß – Geld, daß wir über unsere Stromrechnungen und die Inflation bezahlen dürfen.

Sigurd Schulien, Alzey

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