© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/11 / 30. September 2011

JF intern
Die innere Uhr
Vera Wischnewsky

Die Arbeit bei der JUNGEN FREIHEIT erweitert nicht nur den eigenen Wissenshorizont, sondern schult auch das Gehör. Seitdem ich im Layout des Verlages arbeite, kann ich die Uhrzeit an den Geräuschen aus den umliegenden Büros ablesen.

Jeden Tag um 10 Uhr – außer am Mittwoch – läuft eine ganze Herde von Redakteuren zur Redaktionskonferenz, erkennbar am eiligen Laufschritt vieler Fußpaare. Es folgen zwanzig bis fünfundvierzig Minuten Stille – dauert es länger, beginne ich schon innerlich unruhig zu werden. Zur Mittagszeit geht die Redaktion grüppchenweise zum Mittagessen. Es kehrt eine schläfrige Ruhe ein, höchstens unterbrochen vom Gang zur Kaffeemaschine. Nachmittags ab 15 Uhr setzen die Mitarbeiter aus dem kaufmännischen Bereich die Frankier- und die Kuvertiermaschine in Gang. Da wäre so manche Percussion-Gruppe neidisch auf den perfekt abgestimmten Rhythmus, zu dem man im Takt wahlweise singen, rappen oder auf dem Tisch trommeln kann. Oder es passiert, daß das Rütteln der Kuvertiermaschine unvermittelt abbricht und ein lautes Fluchen einsetzt.

Der Feierabend letztlich wird durch lautes Tschö, Ahoi oder ähnliche Rufe eingeläutet. Unüberhörbar auch für jene, die sich in ihre Arbeit verbissen haben. Jetzt ist es 18 Uhr.

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