© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/11 / 30. September 2011
Haltungsnote Steuerberater gelten als preußische Pflichtmenschen, lebendige Aktenordner oder menschliche Büroklammern, die Terminsachen des Finanzamtes ernster nehmen als die Geburtstage ihrer Angehörigen. Manchmal reißt ihnen aber doch der Geduldsfaden, wenn der Fiskus zu gefräßig wird oder Steuergelder achtlos vergeudet. So wie Markus Zwicklbauer, der sich nach 30 Jahren in der Steuerberaterzunft nun weigert, seine Einkommensteuer an das Finanzamt abzuführen. „Es kann nicht sein, daß wir mit unseren Steuern für den Schlendrian von Griechenland und anderen EU-Staaten zahlen“, erklärte er kürzlich in der Passauer Neuen Presse. Der 58jährige hält zwar den Tod für „alternativlos“, nicht aber den Euro-Rettungskurs von Angela Merkel. Gegenüber dem Finanzamt Passau begründete er die Einstellung seiner Steuerzahlungen ohne Umschweife: „Ich sehe keine andere Möglichkeit mehr als die Gewissensentscheidung des zivilen Ungehorsams.“ Da der Steuerberater, Buchprüfer und Rechtsbeistand aus Fürstenzell dem Steuerstaat kein Unrecht tun will, hat er bei seinem Notar ein Treuhandkonto einrichten lassen, auf das er künftig alle Einkommensteuern überweist. Das Finanzamt könne darüber verfügen, wenn nachgewiesen werde, daß die Steuergelder in Deutschland zum Nutzen der deutschen Bürger verwendet und nicht im Ausland verschwendet würden. Für den Vater zweier erwachsener Kinder hat dieser Akt des zivilen Ungehorsams eine familiäre Tradition. Er stamme aus einer Bauernfamilie, in der eine Generation für die nächste Verantwortung trage: „Man versucht, den Besitz der Familie zu bewahren und möglichst zu mehren und ihn dann an die Nachkommen zu übergeben“, sagte der Vize-Bezirksvorsitzende Süd im Verband der steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufe Bayerns. |