© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/11 / 07. Oktober 2011

Soziologie
Die schräge Sicht des Herrn Beck
Rolf Dressler

Zu ihren Frühzeiten wurde die Soziologie zunächst als Pseudowissenschaft belächelt. Doch in der deutschen Wirklichkeit spielen die Propheten dieser urtypischen „68er“-Disziplin längst die erste Geige, wissen scheinbar über alles und jedes Bescheid und machen linksideologisch mächtig Dampf. Soziologen haben Politik und Gesellschaft von Grund auf verändert – zuvorderst mit Zukunftsangstmacherei. Den gesinnungsverwandten Politikschaffenden gefällt derlei Zuarbeit natürlich außerordentlich. Denn ein notorisch zukunftsverzagtes Bürger- und Wählerpublikum läßt sich leichter manipulieren.

Der Soziologieprofessor Ulrich Beck, ein Tausendsassa seiner Zunft, verstieg sich in den aufwallenden Debatten nach „Fukushima“ in eine Sicht, die hart am Rande der Lächerlichkeit angesiedelt ist. Man höre und staune: Nukleare Energie und deren Nutzung, tönte Beck, sei „ihrer Natur nach antidemokratisch“, Sonnen- und Windenergie hingegen seien durch und durch „demokratisch“. Und allen Ratlosen, denen das zu hoch oder zu abstrus vorkommt, verabreicht er gleich noch ein Extrazäpfchen: Wer seine Energie von einem Atomkraftwerk beziehe, dem werde, wenn er die Rechnung nicht bezahle, kurzerhand „der Strom abgeschaltet“.

Dem Glücklichen aber, der auf erneuerbare Energiequellen gepolt sei, sprich seinen Strom aus Sonnenkollektoren auf dem eigenen Hausdach beziehe, könne dergleichen Mißgeschick angeblich „nicht passieren“. Ja, Sonnenenergie mache den Menschen schlicht und einfach „unabhängig“. Natürlich weiß Ulrich Beck, daß dies blanker Unsinn ist, man kann es, mit Verlaub, getrost auch höheren professoral-ideologischen Blödsinn nennen, fernab unserer Energieversorgungswirklichkeit, der jeder Klein- und Großverbraucher bekanntlich unausweichlich unterworfen ist. Schon träumt Beck mit Verweis auf „Fukushima“ gar von einer daraus hergeleiteten Ermächtigung zivilgesellschaftlicher „Bewegungen“.

Und da Kohlendioxid-Emissionen nunmehr zum Maß aller Dinge erhoben würden, müssen sich Scheidungswillige, meint Beck, fortan „nicht mehr nur vor Gott verantworten, sondern auch vor der Umwelt“, weil nämlich „die Haushalte von Paaren umweltverträglicher sind als Single-Haushalte“.

Sind sie nicht wundervoll, die Soziologen dieser Welt?

 

Rolf Dressler war langjähriger Chefredakteur beim „West­falen-Blatt“ in Bielefeld und ist nun freier Journalist.

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