© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/11 / 07. Oktober 2011

Zeitschriftenkritik: Rabenflug
Literarische Trompetenstöße
Werner Olles

Unser gegenwärtiges Europa opfert zunehmend die mühsam errungene freiheitliche Grundordnung; ignoriert die keltischen, germanischen, christlichen Wurzeln der kulturellen Identität mit immer katastrophaleren Auswirkungen. Je länger, je näher zerfällt Deutschland/Europa in multiethnische, multikulturelle Staaten in Unfreiheit und Bevormundung: In unregierbare Zonen. Darum kann es nicht heißen: Was soll werden? Sondern: Was müssen wir tun!“

Evelyne von Bonin, die Herausgeberin der zweimal jährlich erscheinenden Kulturzeitschrift Rabenflug, läßt in ihrem Editorial der aktuellen Ausgabe (Nr. 38/2011) keinen Zweifel daran, daß es um unsere kulturelle und nationale Identität nicht zum besten steht. Doch mache sich heute bereits verdächtig, „wer für das Eigene, für das Vaterland einsteht“. Scharf kritisiert sie „eine satte Klientel des herrschenden Mainstreams“.

Dazu paßt gut Heinrich von Kleists Gedicht „Germania an ihre Kinder / Eine Ode“. 2011 wird auch des Todesjahres (1811) dieses großen deutschen Dichters gedacht, der sich sprachmächtig dagegen verwahrte, daß Deutschland von Napoleons imperialen Zugriffen vereinnahmt werden sollte.

In seinem Essay „Oswald Spenglers Untergang des Abendlandes und die Lebensphilosophie“ setzt sich Jochen Schaare mit dessen Zivilisationsprophetie auseinander. Spenglers Forderung „das Schicksal kampfbereit anzutreten“, nachdem sich die erhöhten Erwartungen an einen fortdauernden Kulturfortschritt nicht erfüllt hatten, versteht der Autor als „literarische Trompetenstöße“, die die morsche Fassade einer dekadenten Kultur zum Einsturz bringen sollen und der Jugend „die Einheit von altpreußischem Geist und sozialistischer Gesinnung zur Übernahme empfiehlt.“ Die Wandlung von Kultur zur Zivilisation bedeute bei Spengler jedoch eine „Entseelung“, der es an moralisch-religiösem Bewußtsein wie auch an künstlerischer Inspiration mangele: „Das Wesen aller Kultur ist Religion; folglich ist das Wesen aller Zivilisation Irreligion.“ (Oswald Spengler)

Über die Blockade der Allierten gegen Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg schreibt der Historiker Dag Krienen in seinem Beitrag „Die Bestrafung mit einer Hungersnot“ (JF 10/09), daß bis in das Frühjahr 1919 hinein etwa eine Million Zivilisten in Deutschland und Österreich an Unterernährung starben. Das massenhafte Hungern und Verhungern als Folge der „ungemein effektiv funktionierenden Lebensmittelblockade der Alliierten“ findet in den einschlägigen historischen Darstellungen zum Ersten Weltkrieg durchaus Erwähnung, selbst im „Lexikon der Völkermorde“ (1999) wird darauf hingewiesen. Tatsächlich war die Hungerblockade Teil eines größeren strategischen Kriegsführungskonzepts vor allem der Briten, das auf völlige Niederwerfung abzielte. Vor allem war sie jedoch ein Verstoß gegen das Kriegsvölkerrecht und ein Zivilisationsbruch ungeheuren Ausmaßes, da sie sich vor allem gegen schwächere Zivilisten, insbesondere Frauen, Kinder, Alte und Kranke richtete.

Kontakt: Evelyne v. Bonin, Herminenstraße 7, 65191 Wiesbaden. Das Einzelheft kostet 3,20 Euro, das Jahresabo 6 Euro.

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