© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/11 / 14. Oktober 2011

Peter Weiß bietet mit dem Wiener Karolinger Verlag Erlesenes. Nicht nur für Konservative
Der Schatzgräber
Jakob Apfelböck

So manchem Besucher der Frankfurter Buchmesse, dem weniger die umsatzstarken, sondern eher die relevanten Bücher am Herzen liegen, ist die Visite an Stand E 141 in Halle 4.1 Krönung seines Rundgangs. Hier residiert der knorrige Peter Weiß und sein Karolinger Verlag – der letzte deutschsprachige Büchermacher, der sich noch einer ganz besonderen Liebhaberei hingibt: echtem reaktionären Denken.

Für den 69jährigen St. Pöltener ist das Verlegerdasein kein Brotberuf, sondern eine Arabeske, an der er mit jedem neu verlegten Bücherschatz lustvoll ziseliert. Den vielleicht wertvollsten dieser Schätze hat Weiß mit dem kolumbianischen Denker Nicolás Gómez Dávila gehoben, der sich seit der Entdeckung durch Karolinger für den deutschen Sprachraum in den Feuilletons wachsender Beliebtheit erfreut. Selbst die Zeit lobt diesen „letzten Reaktionär“ als „einzigen zeitgenössischen Denker, der tatsächlich noch existierende Tabus angreift“.

Dabei hatte Peter Weiß, obwohl von Kindesbeinen an leidenschaftlicher Leser, zunächst das Studium der Rechte gereizt. Als Bankjurist avancierte er zum Auslandschef eines Wiener Finanzinstituts, für das er nach Ende des Kommunismus als Krönung seiner Karriere ein Osteuropa-Netz aufbaute. Noch heute ist hier seine Expertise gefragt.

Seiner Leidenschaft für Bücher mußte Weiß allerdings nicht entsagen. Auf einem, wie er bekundet, von Wein gestützten Symposium mit Jean-Jacques Langendorf, einer Koryphäe der Militärhistorie, wurde 1979 der Karolinger Verlag aus der Taufe gehoben. Dessen Programm entwickelte sich nicht nach striktem Plan, sondern persönlichen Neigungen folgend – auch unter Einfluß des Frankfurter Privatgelehrten Günter Maschke –, die als stilbildend angesehen werden können. Im Zentrum stehen Titel zu Geschichte und politischer Geistesgeschichte – in diesem Rahmen erscheint nun zur Messe der neue Ernst Nolte „Späte Reflexionen“ (siehe Rezension Seite 30). In eigenen Reihen mündete das Interesse an romanischen Autoren – wie etwa an Cioran, dessen Notizen nun erstmals vollständig in deutscher Übersetzung herausgegeben wurden – sowie am osteuropäischen Raum. Der Maxime der „Schatzgräberei“ folgt die „Bibliothek von R****“ – die Abbreviatur steht für einen versunkenen Ort, mag er in Siebenbürgen, mag er in Livland gelegen haben –, die erlesene und bisweilen skurrile Texte vereint. Alleinstellungsmerkmal ist die Reihe „Bibliothek der Reaction“, die Klassiker der Gegenaufklärung und Restauration wieder zugänglich macht.

Zwar hat sein Programm Konservativen viel zu bieten, doch würde es zu kurz greifen, Karolinger darauf zu beschränken. „Wir behalten uns vor, spannende Sachen zu machen“, hält Peter Weiß fest, und so sind auch Autoren wie Leo Kofler oder Peter Drucker bei ihm gut aufgehoben.

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