© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/11 / 14. Oktober 2011

Zeitschriftenkritik: Sezession
Geistige Mobilmachung
Thorsten Thaler

Schon wieder die „Konservative Revolution“? Muß das sein? Welchen Sinn soll das haben? Seit einer gefühlten Ewigkeit steht der Dauerbrenner auf der Agenda konservativer und rechter Intellektueller, auch in dieser Zeitung. Ist nicht längst alles dazu gesagt? Nun, in einer Zeit zunehmender Begriffsvernebelungen und falscher Konservatismus-Zuschreibungen, wie sie in diesem Jahr nach dem Massaker in Norwegen durch die etablierte Medienlandschaft geisterten oder erst jüngst wieder in einem Aufsatz des FAZ-Feuilletonisten Lorenz Jäger (siehe Seite 15 dieser Ausgabe) offenbar wurden, scheint die Beschäftigung mit der „Konservativen Revolution“ durchaus erneut geboten. Nachdem das Institut für Staatspolitik (IfS) kürzlich seine Sommerakademie zur KR veranstaltete (JF 39/11) ist jetzt die vom IfS sechsmal im Jahr herausgegebene Zeitschrift Sezession mit einem Themenheft erschienen, in dem unter anderem ein Großteil der auf der Tagung gehaltenen Vorträge wiedergegeben ist.

In seinem Editorial weist der Historiker Karlheinz Weißmann auf die Aktualität des Betrachtungsgegenstandes hin. Angesichts der heutigen zugespitzten Krisenerscheinungen bestehe der Gegenwartsbezug der KR nicht in deren Lösungsvorschlägen der zwanziger und dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts, sondern in der Brisanz ihres Dauerthemas: Was ist Dekadenz? Was könnte als Gegenmittel dienen? Wann kommt jede Hilfe zu spät? „Die erste KR“, sekundiert Sezession-Schriftleiter Götz Kubitschek, „strahlt in ihrer ersten kurzen, reichen Blüte bis heute aus, weil ihr Personal in seinen Haupt- und Nebenrollen durchgespielt hat, was an innerer und äußerer Mobilmachung, totaler Mobilmachung für eine kommende Auseinandersetzung möglich und notwendig war.“

Eingeleitet wird das Heft mit einem Datenstrom zur Konservativen Revolution, beginnend 1896 mit der Gründung des Diederichs-Verlages über die Wandervogelbewegung, den Ersten Weltkrieg, die Zwischenkriegsjahre und die NS-Zeit bis hin zur grundlegenden Arbeit Armin Mohlers 1949 über „Die Konservative Revolution in Deutschland“. Es folgen die allesamt mit Gewinn zu lesenden Aufsätze von Kubitschek über die „Strahlkraft“ der KR und von IfS-Geschäftsführer Erik Lehnert über „Lebensreform und Politik“; der Philosophie-Professor Steffen Dietzsch schreibt über die geistesgeschichtlichen Wurzeln der Konservativen Revolution, Althistoriker Michael Stahl über „Die andere Moderne: Grundriß einer politischen Alternative“; Harald Seubert widmet sich „Heideggers Revolution“ und Karlheinz Weißmann dem Aspekt „Deutschtum und Christentum“. Zudem werden einige im Zusammenhang mit der Konservativen Revolution stehende Parolen und Begrifflichkeiten unter die Lupe genommen, erläutert und kommentiert; vorgestellt wird auch die verdiente Schriftenreihe zur KR des Uwe Berg Verlages in Toppenstedt. Abgerundet wird das Heft wie immer mit einer Vielzahl von Rezensionen, die zur Lektüre des einen oder anderen besprochenen Buches anregen.

Kontakt: Sezession, Rittergut Schnellroda, 06268 Albersroda, Tel./Fax: 03 46 32 / 9 09 42. Das Einzelheft kostet 10 Euro, ein Jahresabo für sechs Hefte 45 Euro. www.sezession.de

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