© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/11 / 14. Oktober 2011

Haltungsnote
Klischeepflegerin
Christian Schwiesselmann

Immer sind die Deutschen schuld. Dieser Ariadnefaden durchzieht scheinbar das Denklabyrinth von Yasemin Karakasoglu. Die türkischstämmige Professorin für Interkulturelle Bildung an der Universität Bremen äußerte jüngst im Weser-Kurier ihre Enttäuschung über die geringe Beteiligung an der zentralen Festveranstaltung zum 50. Jahrestag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens im Rathaus der Hansestadt: „Ich hätte mir schon mehr Interesse der deutschen Bevölkerung gewünscht.“

Während Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) die Probleme des Pleitestadtstaates mit Familienclans aus dem Nahen Osten, sozialer Verwahrlosung ganzer Stadtteile und allgemeinem Schulnotstand hanseatisch-großmütig verschwieg, suchte die 1965 in Wilhelmshaven geborene Erziehungswissenschaftlerin nach Schuldigen: deutsche Parteien, die sich mit dem Thema Integration nur schmücken; deutsche Unternehmer, die Jugendliche mit ausländischen Nachnamen bei der Ausbildungsplatzsuche benachteiligen; und deutsche Hausbesitzer, die „lieber einen deutschen Mieter“ nehmen würden.

Karakasoglu, deren Doktorarbeit über „Religiosität und Erziehungsvorstellungen“ türkischer Lehramts- und Pädagogikstudentinnen in Deutschland Grundlage eines Gutachtens im Kopftuchurteil des Bundesverfassungsgerichts 2003 war, gilt als eine der führenden Forschungsreisenden in Sachen Migrantenbildung.

Es sei ein allgemeines Klischee, daß Bildungsprobleme mit der kulturellen und religiösen Herkunft zu tun hätten, erklang ihr Cantus firmus zuletzt auf einer Karlsruher Tagung zum Thema „Integration durch Bildung“. Der Grund für die Schwierigkeiten türkischstämmiger Schüler liege im „stark selektierenden deutschen Bildungssystem“. Karakasoglus Klischee: Immer sind die Deutschen schuld!

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