© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/11 / 21. Oktober 2011

„Der größte Humbug ist kaum auszurotten“
Henryk M. Broders Verein „Achse des Guten“ vergibt in Berlin einen Preis für Pseudowissenschaft in Politik und Publizistik
Henning Hoffgaard

Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.“ Mit dieser Kampagne versucht Bild seit 2007 neue Leser zu gewinnen. Für die Lüge hingegen wird nur eine Kamera und ein Mikrofon benötigt. Der Autor und Dokumentarfilmer Michael Miersch kennt das Problem: „Selbst der größte Humbug ist heute kaum noch auszurotten.“ Und weil in den Medien mittlerweile zu 95 Prozent das gleiche gesagt wird, gründete Miersch 2003 zusammen mit den Publizisten Henryk M. Broder und Dirk Maxeiner das Internetblog „Die Achse des Guten“. Eine liberale Gegenöffentlichkeit im Netz, die es mittlerweile auf etwa 26.000 Besucher am Tag bringt.

Neben Broder schreiben dort mittlerweile Michael Wolffsohn, Vera Lengsfeld, Leon de Winter, Matthias Matussek und Jan Fleischhauer. Die Satirezeitschrift Titanic adelte die Netzseite unlängst als „eine krude Mischung aus Islamophobie, Klimawandelleugnung und Radikalliberalismusvergötzung“.

Seit dieser Woche vergibt die Achse auch einen Preis. Einen Anti-Preis, um genau zu sein. Den „Pino-Preis für Pseudowissenschaft in Politik und Publizistik“. Da die Anwärter für so eine Auszeichnung Schlange stehen, haben Broder und Co. scharfe Richtlinien festgelegt.

„Normale Irrlehren“ wie Homöopathie und Marxismus sollten keine Beachtung finden, stellte der Achse-Autor Burkhard Müller-Ullrich am Dienstag in Berlin während der Verleihung fest. Schließlich wolle der Verein „positivistisch gegen die Lüge“ vorgehen.

Nur konkrete Behauptungen mit „allgemeiner Relevanz“ wurden geprüft. Über die Auszeichnung freuen durfte sich die unter anderem aus Steuermitteln finanzierte Ökoorganisation „Agentur für Erneuerbare Energien“, die behauptet hatte, die massenhafte Nutzung von „Energiepflanzen“ wie Mais führe zu mehr Artenvielfalt in der Natur.

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