© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/11 / 04. November 2011

Leserbriefe

Zu: „Eine Armee, die keine sein darf“ von Felix Krautkrämer, JF 44/11

Eine Söldnerarmee ohne Werte?

Als ehemaliger Berufsoffizier der Nationalen Volksarmee (NVA) und ihrer Vorläufer in der Zeit von 1949 bis 1967 – damals Ausschluß wegen kritischer Haltung – verfolge ich mit großem Interesse Aussagen über die drei deutschen Armeen der jüngsten Geschichte: Wehrmacht, Bundeswehr und NVA. Die Wehrmacht hatte eine Vielzahl soldatischer Werte, die ihre Traditionswürdigkeit herausfordern. Krautkrämers Kommentar über die Streitkräftereform stimmt mich da sehr nachdenklich. Er läßt einen Widerspruch erkennen zwischen der Priorität nationaler Verantwortung und dem künftigen Einsatz im internationalen Rahmen als Söldnerarmee.

Helmut Ziegner, Neubrandenburg

 

 

Zu: „Im Dienste der Türkei“ von Henning Hoffgaard, JF 44/11

Fragwürdig und anbiedernd

Es hat mir die Freude an dieser JF-Ausgabe verdorben, als ich den Artikel über den Bundestagsabgeordneten Ruprecht Polenz las. Erwartet dieser Volksrepräsentant einen Orden vom türkischen Staatspräsidenten Gül oder gar einen Sonderposten für sein dubioses Engagement pro Türkei-Beitritt zum „EU-Christenclub“, wie der türkische Ministerpräsident Erdoğan die Europäische Union verächtlich genannt hat? Diese fragwürdigen Anbiederungen erinnern mich an den Kernsatz Lenins, demnach die Kapitalisten „so dumm“ seien, „daß sie uns noch den Strick verkaufen, mit dem wir sie aufhängen werden“. Im vorliegenden Fall ist Polenz dieser Stricklieferant.

Die CDU wäre gut beraten, sich von einem solchen Repräsentanten rasch zu trennen, bevor er noch weiteren Flurschaden anrichtet.

Gregor Resch, Birenbach

 

 

Zu: „Henkels Weg zum Notausgang“ von Ansgar Lange, JF 44/11

Euro-kritische Partei gründen!

Die Gründung einer Euro-kritischen Partei durch Hans-Olaf Henkel wäre nur folgerichtig: In vitalen Fragen der Euro-Politik verläuft die Grenze längst nicht mehr zwischen Regierung und Opposition, sondern zwischen einer finanzpolitisch überforderten Politik einerseits und der Wirtschaftswissenschaft andererseits, deren beste Köpfe (Starbatty, Henkel, Hankel, Otte, Sinn, Eekhoff, Radermacher u.a.) längst nicht mehr konsultiert werden.

Lieber unterwerfen sich die meisten Abgeordneten dem Fraktionszwang eines Euro-konformen Mandats. Wen kann es noch wundern, daß der Bundestag allmählich zum willfährigen Blockparteien-Parlament verkommt? Die eigentliche Ursache der Europa-Krise liegt in einer hochgradig ideologisierten Politik, die – typischerweise – nicht mehr erstklassige unabhängige Experten befragt, sondern „ihre“ zweite Garnitur Linientreuer, die sich Karrierechancen verspricht.

Dr. Steffen Hein, Bad Aibling

 

 

Zu: „Roosevelt statt Clinton“ von Markus Brandstetter, JF 44/11

Zurück zu den Volksbanken

Besten Dank für die allgemeinverständliche Vorstellung des Glass-Steagall-Gesetzes und dessen Wirkungsweise. Dieser Artikel gehört auf den Schreibtisch jedes Bundestags- und Regierungsmitgliedes. Seit langer Zeit bemühen sich etwa das Schiller-Institut in Wiesbaden sowie die Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) darum, den Gedanken des Glass-Steagall-Gesetzes und die damit verbundenen volkswirtschaftlichen Vorteile in Deutschland bekannt zu machen. Nicht vergessen werden sollte hierbei, daß hierzulande die weitgehende geschäftliche Trennung vom Geschäfts- und Investmentbanken-Geschäft von jeher zur Philosophie der Volksbanken gehört.

Martin Wiehage, Werther

 

 

Zu: „Der Weg zum Quotismus“ von Bernd-Thomas Ramb, JF 43/11

Das ist faktisch Enteignung

Als Aktionär hafte ich für die Firma. Soll dann der Staat vorschreiben, wer im Vorstand und Aufsichtsrat sitzt? Das ist faktisch Enteignung!

Helmut Kaiser, Ingolstadt

 

 

Zu: „Die Kluft wird tiefer“ von Doris Neujahr, 43/11

Reif für den Offenbarungseid

Da das Kind im Brunnen liegt, wird von Amts wegen erneut Verständnis für weitere Schulden erwartet, für die wir ebenfalls bürgen sollen. Aber wie kann ein Staatsvolk bürgen, das selbst bis zum Stehkragen verschuldet und reif für den Offenbarungseid ist? Während meiner Schul- und Berufszeit habe ich etwas anderes gelernt!

Margot Mahner, Bremen

 

Schuld sind die Kälber: wir selber

Doris Neujahr trifft zwar mit ihrem Hinweis nach den „Mindestforderungen der Protestierer“ den Nagel auf den Kopf, aber meines Erachtens ist der „Point of no Return“ mittlerweile überschritten. Geschichte wiederholt sich scheinbar doch. Sagte nicht Honecker bereits, daß den Sozialismus in seinem Lauf weder Ochs noch Esel aufhalten würden? In der Tat sehen wir uns doch der zukünftigen neuen Weltordnung einer „EUdSSR“ gegenüber! Schuld daran sind wir jedoch alle – dumme Kälber, die ihren Metzger bekanntlich selber wählen.

Rolf Knopp, Bendorf

 

 

Zum Leserbrief: „Politik sollte John Perkins lesen“ von Rudolf Taubitz, JF 43/11

Referentielles Realitätsdefizit

Die meisten Politiker lesen nur die Kontoauszüge, für das Denken haben sie ihre eigenen Referenten, die ihnen die Probleme nahebringen sollen.

Withold Julius Tyc, Idstein

 

 

Zu: „Gebildet wird nicht mehr“ von Heino Bosselmann, JF 42/11

Katastrophaler US-Import

Hier wird treffend beschrieben,wie es der Religionsphilosoph Georg Picht (1913 – 1982) letztlich vermochte, die von ihm 1964 als Drohszenario entworfene „Bildungskatastrophe“ nach Deutschland zu importieren. Die von ihm als Vorbild gepriesenen USA mit neunzig Prozent Absolventen – ausgestattet mit einem wertlosen „Highschool Certificate“ – haben nun auch auf diesem Weg ihre Spuren in Deutschland hinterlassen. Schlimmer ist aber noch, daß die vielen Praxisbegabten dadurch für eine duale deutsche Lehre zu alt werden und gar keine Chance haben, in einen lebensernährenden Beruf und in einen Aufstieg über Praxisbewährung und Fortbildung zu kommen, der nach dem Krieg für viele offenstand. Die Einzahlungen in die Sozialversicherung gar nicht gerechnet.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

 

Zu: „Antifa heißt: Kampf gegen die SPD“ von Hans-Joachim von Leesen, JF 43/11

Extrem und antidemokratisch

Nach dem Sturz diverser Parteiführer Anfang der zwanziger Jahre, etwa Ruth Fischer, wurde die KPD unter Thälmann zu einer Stalin-Partei. Als Thälmann wegen des Vorwurfs, er habe Unterschlagungen in der Parteikasse gedeckt, seiner Parteiämter enthoben wurde, sorgte Stalin für die Wiedereinsetzung Thälmanns. Zusammen mit der NSDAP stand die von ihm geführte KPD für das Extreme und Antidemokratische, das die Weimarer Republik vernichtete.

Raimund Winckler, Hamburg

 

Dieser „Teddy“ ist ein Skandal!

Es wurde Zeit, daß dieses antidemokratische Idol der Linken vom Sockel gestürzt wird! Daß nach Ernst Thälmann, dem Todfeind der ersten deutschen Demokratie sowie der SPD, immer noch Aberhunderte von Straßen und Plätzen (samt Denkmal!) benannt sind, ist ein Skandal. Von den „bürgerlichen Parteien“ ist an dieser Stelle leider gar nichts zu erwarten.

Daß Thälmann im Titel der Biographie als ein „Soldat des Proletariats“ bezeichnet wird, ist weniger als die halbe Wahrheit. Thälmann war ein Verräter, und das in mehrfacher Hinsicht: Mit seinem blutigen Hamburger Umsturzversuch verriet er nicht nur die ersten Bemühungen um demokratische Mitbestimmung der Bürger (auch des Proletariats!), sondern zugleich die entstehende demokratische Staatsform. Dies hatte er gemein mit Luxemburg/Liebknecht. Sein Ziel war ein Deutschland als sowjetische Kolonie. Über den Hitler-Putsch vom 9. November 1923, der auch eine Reaktion darauf war, weiß man angeblich alles. Derjenige Thälmanns, zwei Wochen zuvor, war nicht nur sehr viel aggressiver, sondern bedeutete ebenfalls Hochverrat. Die volkspädagogische Geschichtsvermittlung verschweigt das – wie vieles andere auch.

Dr. Klaus Wustrow, Bonn

 

 

Zu: „Moderner Terror“ von Rainer Wendt, JF 42/11

Schlimm ist Ideologie an Schulen

Es sind ja nicht nur die Brandanschläge auf die Bahn. Der Linksextremismus ist in Berlin allgegenwärtig. Schlimm ist zudem, daß die linksverblendete Ideologie auch an einigen Schulen – vor allem im Osten Berlins – den Kindern von so manchen alten SED-Lehrern, die noch heute unterrichten dürfen, eingetrichtert wird. Viele Lehrer an Berliner Schulen sind politisch nicht neutral eingestellt. Das merke ich aktuell selbst an meiner Schule. Dort hörte ich schon Bemerkungen von Lehrern, die für die Linkspartei warben, wie zum Beispiel: „Ihr wißt, wen ihr wählen sollt, wenn ihr gegen den Afghanistankrieg seid.“ Politische Ansichten von ungeliebten Parteien, wie die CDU, FDP oder rechter Parteien, werden in den Klassenzimmern diffamiert. Mehrfach erlebte ich auch, wie an meiner Schule das Christentum von Lehrern ins Lächerliche gezogen wurde.

Thomas Lachetta, Erkner

 

 

Zu: „‘Wir spielen in Einsätzen nicht Rambo’“ von Sven Foligowski, JF 42/11

Sauer auf die Darstellung Sauers

Hier ist Ihrem Autor leider ein Recherchefehler unterlaufen. Er zitiert in seinem Beitrag den Chef des Sicherheitsunternehmens Result Group GmbH und bezeichnet ihn in der Folge als Ausbildungsleiter der GSG 9 und des KSK. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Herr Sauer war nie Angehöriger der GSG 9 und auch nicht des KSK, was er als Ausbildungsleiter hätte sein müssen. Er leitete lediglich als Mitglied der SG Aus- und Fortbildung eines Länder-SEK Ausbildungen, an denen auch Angehörige der Spezialeinheiten GSG 9 und KSK teilnahmen. Dies ist ein feiner, aber wichtiger Unterschied.

Darüber hinaus eine persönliche Anmerkung: Es ist schon verwunderlich, daß Hamburgs Innensenator Neumann (SPD) den „Konservativen“ (wer soll das sein – CDU und FDP kann er kaum gemeint haben) die Auslagerung des Gewaltmonopols an private Sicherheitsunternehmen anlastet. Hat doch die rot-grüne Bundesregierung in ihrer letzten Amtszeit selbst die Personalstärken und Budgets der Sicherheitsbehörden (Bundeswehr und Polizei) zusammengestrichen. Sich jetzt zu wundern, daß in diese immer größer werdende Lücke private Sicherheitsunternehmen stoßen, zeugt nicht gerade von einer hohen Qualifikation des Innensenators.

Ulf Buschmann, Hohenbrunn

 

 

Zu: „Das ausgeschlagene Angebot“ von Hinrich Rohbohm, JF 42/11

Der Zeitgeist zum Montagmorgen

Es war nicht nur eine Wahl über den Euro. Es war eine Wahl zwischen dem genialen politischen Geist von F.J. Strauß und dem beliebigen Zeitgeist, der von CDU, SPD, FDP und den Grünen vertreten wird. Bei Seehofer weiß man nie, ob er im Morgen-Magazin noch die gleiche Meinung vertritt wie in den Spätnachrichten am Sonntag.

Werner Wegmann, Ludwigshafen

 

 

Zu: „Pankraz, Jakob Augstein und der Exportüberschuß“, JF 41/11

Lohnverzicht wurde vergessen

Gewöhnlich verschlinge ich mit großer Begeisterung die scharfsinnigen und unabhängigen Beobachtungen der Pankraz-Kolumne. Doch enthält die auf den ersten Blick unsinnige Behauptung von Augstein einen sinnvollen Gedanken, daß nämlich die deutschen Exporterfolge (und damit die nachlassenden Exporte unserer europäischen Nachbarn) auch durch einen großen Lohnverzicht und sinkenden Lebensstandard in Deutschland erkauft sind.

Prof. Dr. Rainer Voigt, Berlin

 

 

Zu: „Balance halten“ von Lothar Czayka, JF 41/11

Nicht „Finanzkrise“ – Räuberei!

Auch in diesem Beitrag ist wieder von der Finanzkrise die Rede. Die sogenannten „Finanzkrisen“ sind eigentlich Räubereien! Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert. Die Heuchelei der politischen und medialen Klasse hat unerträgliche Maße angenommen. Die Lüge, ein Handwerkszeug des Teufels, ist auch gängiges Handwerkszeug der Politiker. Ich wünsche mir wackere Journalisten, die die Dinge bei ihrem wirklichen Namen nennen.

Gerhard Wagner, Ratingen

 

Fehlender Fokus auf Erhard

In diesem Beitrag vermisse ich die klare Fokussierung auf die nach meiner Überzeugung wesentlichen Grundzüge der Sozialen Marktwirtschaft. Deren Prämissen sind der Leistungsgedanke, das Bekenntnis zu Freiheit und Demokratie und zu nationaler Identität. Gerade unser erster bundesdeutsche Wirtschaftsminister Ludwig Erhard war kein Sozialromantiker, der Einkommen umverteilen wollte, sondern ein Patriot, der jedem Bürger eine faire Chance geben wollte, sein Glück selbst zu schmieden.

Als Vater des Wirtschaftswunders – einem ähnlichen Mythos wie der legendäre amerikanische Traum, der „vom Tellerwäscher zum Millionär“ führt – hat er nicht nur uns Deutschen, sondern der ganzen Welt gezeigt, wie das Konzept Soziale Marktwirtschaft in praktische Politik zum Wohle aller umgesetzt werden kann. Doch davon scheinen wir im Jahr 2011 – wie ich in meinem Buch „Soziale Marktwirtschaft. Auslaufmodell oder Zukunftskonzept“ aufzuzeigen versuche – Lichtjahre entfernt zu sein.

Jens Stubbe, Pulheim

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