© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/11 / 11. November 2011

Israel droht Iran
Säbelrasseln
Günther Deschner

Sicherheitspolitisch gesehen sind die 4.000 Kilometer von Israel bis Iran ein Pulverfaß. Undenkbar, daß Jerusalem es wirklich explodieren lassen will. Für den Fall, daß der Bericht der Internationalen Atomenergie-Organisation bestätigt, Teheran stehe kurz davor, die Bombe bauen zu können, hat Israels „Falke“ Netanjahu ein schrilles Stück inszeniert, in dem sich der von Altersweisheit umwehte Präsident Peres dazu hergab, mit dem Satz, ein Krieg gegen Iran werde „immer wahrscheinlicher“, die Welt zu erschrecken.

Daß die Folge eines Militärschlags die unkalkulierbare Destabilisierung in Nahost wäre, gehört zum sicherheitspolitischen Einmaleins. Natürlich weiß man auch in Israel um die begrenzten Erfolgsaussichten und die Folgen eines Angriffs. Mögen Politiker von der militärischen Option reden, warnen die Spitzen von Militär und Geheimdienst – vertraulich – vor den Gefahren. Ein Militärschlag bliebe nicht ohne Antwort aus Teheran. Ein Krieg wäre die Folge, der die ganze Region in den Abgrund risse. Dieses Horrorszenario beschwört Israel nun gezielt herauf. Wahrscheinlich ist das Säbelrasseln gar nicht für den Iran bestimmt, sondern Teil einer theatralischen Droh- und Angstkulisse, die die Welt, vor allem Rußland und China, zu schärferen Sanktionen gegen Teheran zwingen soll. Israels Anspruch, es könne auf Dauer die exklusive Atommacht der Region bleiben, zeugt von Realitätsverlust.

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