© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/11 / 11. November 2011

„Laconia“ beflügelt ARD-Einschaltquoten
Mehr als fünf Millionen Zuschauer verfolgten das deutsch-britische U-Boot-Drama / Deutsche Fassung war „entschärft“
Martin Lichtmesz

Nur ein Champions-League-Spiel mit dem FC Bayern München am ersten Abend konnte die Aussendung des Zweiteilers „Laconia“ erfolgreich torpedieren. Mit über fünf Millionen Zuschauern war die 14 Millionen Euro teure deutsch-englische Koproduktion von Nico Hofmann absoluter Quotenhit. Kein Wunder: Die „wahre Geschichte“ um die Rettung britischer Zivilisten durch ein deutsches U-Boot 1942 zeigte deutsche Soldaten nicht nur als normale, sondern als anständige Menschen, und gewann den moralischen Grauzonen des Weltkrieges einige klischeewidrige Pointen ab.

Das war für hiesige Verhältnisse schon bemerkenswert. Es lag nahe, dies auf das Konto der Briten zu buchen, die sich wenig für bundesdeutsche Verfaßtheiten interessieren.

Und nun war auch noch in der FAZ vom 31. Oktober zu erfahren, daß der deutsche Zuschauer bloß eine verwässerte Version des Films gesehen hat: Die englische Fassung, die auf der Insel enthusiastische Kritiken bekommen hatte, ist laut dem Bericht von Uwe Ebbinghaus nicht nur besser geschnitten und vertont. Sie verzichtet auch auf Zusätze, die aus der deutschen „Laconia“ eine „Geschichtslektion im weichgezeichneten Stil der einschlägigen ARD-Degeto-Schmonzetten“ machen, aus der „alles, was auch nur ein Mindestmaß an Kombinationsvermögen verlangt, entweder herausgeschnitten oder zu Tode erklärt wird“. Dagegen sei das Original „ein Film für mündige Zuschauer mit Geschmack“.

Es ist zu vermuten, daß bei der ARD-Bearbeitung volkspädagogische Erwägungen die Feder führten. Ansonsten zeigten sich die üblichen Empörungsreflexe recht müde: Die Frankfurter Rundschau etwa hatte ebensowenig größere Probleme mit dem „netten Nazi“ Kaleu Hartenstein (Ken Duken) wie die Welt oder der Spiegel, der dem Film gar attestierte, „mutig und selbstbewußt von deutschem Heldentum“ zu erzählen und sich allenfalls daran stieß, daß Admiral Dönitz (Thomas Kretschmann) „zum Ritter verklärt“ worden sei.

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