© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

Streit der Generationen?
Junge Querulanten
Rolf Dressler

Manfred Rommel, Christdemokrat und langjähiger Oberbürgermeister der Schwaben-Metropole Stuttgart, meinte einmal treffend, die Politik kranke daran, daß sie „noch dem allerletzten Querulanten einredet, er sei das Volk“. Aber auf eben diese Übung versteht sich ähnlich gut auch eine andere, den Zeitgeist und die Zeitläufte fast übermächtig prägende Spezies: die Einschaltquotenjäger von Fernsehen und Radio.

Sie bieten Berufsnörglern genau die Millionenbühne, auf der dauerfrustrierte Meckerfritzen, Stänkerer und andere Wutablasser schon mal richtig „die Sau rauslassen“ können. Vor Kameras und Mikrofonen tönen sogar schon 15jährige Schüler, man möge ihnen doch bitte schön endlich reinen Wein darüber einschenken, ob sie überhaupt noch eine staatliche Altersrente zu erwarten hätten. Nicht wenige derselben wortgewandt-kecken Sprößlinge sind gerade auch im Fernsehstudio total locker in den angesagtesten Designerklamotten unterwegs, nennen teure Laptops und schicke Mobiltelefone ihr eigen, haben kein Problem damit, den vom Herrn Papa spendierten alljährlichen Ferientrip ins Ausland als völlig normal anzusehen.

Ziemlich frivol mutet es da schon an, wenn die Wohlstandskinder von heute ihren Eltern das Wehklagelied von der angeblichen Rentennot von übermorgen und überübermorgen singen. Denn das beispiellose Wohlleben ist nicht vom Himmel gefallen. Erarbeitet haben es die Älteren – und was mindestens genauso schwer wiegt: Sie haben den Jüngeren obendrein nun schon fast sieben Friedensjahrzehnte seit dem Zweiten Weltkrieg beschert. Beides zusammengenommen ist ein historisch großartiges Pfand für die Zukunft.

Wer das kleinredet oder gar leugnet, ist entweder geschichtsblind, töricht oder boshaft demagogisch. Übrigens, allein schon in den nächsten acht Jahren werden Deutschlands Eltern und Großeltern ihren nachgeborenen „erbberechtigten“ Anverwandten sage und schreibe 2,6 Billionen Euro als Geld- und Sachvermögen überantworten. Es ist blanker Hohn, daß ganz junge Springer trotzdem naßforsch behaupten, die Alten verfrühstückten heute die Zukunft ihrer Kinder und Kindeskinder. Nein, das besorgen in Wahrheit längst ganz andere – vorneweg die sozialistisch durchwirkten Polit-Zocker in Europas Regierungszentralen.

 

Rolf Dressler war langjähriger Chefredakteur beim „West­falen-Blatt“ in Bielefeld und ist nun freier Journalist.

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