© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

Warren Buffett. Der US-Starunternehmer warnte frühzeitig vor einer Euro-Währungsunion
Der Weise aus Nebraska
Markus Brandstetter

Hätten die Verantwortlichen in Europa so gelebt, gedacht und gehandelt, wie Warren Buffett es sein Leben lang getan hat – dann würde es die Euro-Krise überhaupt nicht geben. Konzepten, wie den Euro-Rettungsschirm durch einen Hebel wundersam auszudehnen, hat Buffett bereits 2003 eine Absage erteilt, als er für solche Hebel – in der Finanzsprache Derivate genannt – den berühmt gewordenen Begriff „finanztechnische Massenvernichtungswaffen“ prägte.

Buffett gilt als „Superreicher“, laut Forbes als drittreichster Mensch der Welt, und doch ist der 81jährige ein integerer Mensch geblieben. Als ihn 1977 seine Frau Susan nach 25 Jahren verließ, war er am Boden zerstört. Trotzdem pflegte er für den Rest von Susans Leben – sie starb 2004 an Krebs – ein gutes Verhältnis mit ihr, ließ sich nie von ihr scheiden und war in der Stunde ihres Todes bei ihr. Das sagt nichts über Buffett den Investor aus, aber viel über Buffett den Menschen. Seine Herkunft aus dem von Präriewinden umtosten Nebraska hat er nie verleugnet. Dort wohnt er heute noch in dem Haus, das er 1957 gekauft hat, fährt sein Auto selbst und schaut sich gerne die örtlichen Footballspiele an.

Doch genau das erklärt mehr als alles andere die Investmentphilosophie, die Buffett in sechzig Jahren reich und berühmt gemacht hat: „Value Investing“. So nennt man das Investieren in solide Unternehmen mit einem nachvollziehbaren Geschäftsmodell, die vom Markt unterbewertet werden. Buffett findet solche Unternehmen, erwirbt die Mehrheit an ihnen, bringt sie auf Wachstumskurs, wartet, bis ihr Wert steigt, um die Anteile dann mit Gewinn zu verkaufen. Der Erfolg gibt ihm recht: Sein Portfolio hat in 46 Jahren einen durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von zwanzig Prozent erzielt. Niemand sonst hat das jemals geschafft.

Trotzdem verdient Buffett nie mehr als 100.000 Dollar im Jahr, versteuert brav zu hause und predigt seit Jahren den als „Buffett-Regel“ berühmt gewordenen Grundsatz, daß Millionäre anteilsmäßig mindestens genausoviel Steuern wie andere Bürger  bezahlen sollten.

Wer so lange und erfolgreich durch die Stürme der Weltkonjunktur gesegelt ist, wird natürlich dauernd gefragt, was er von der Euro-Krise hält. Buffett hat klar gesagt, daß der Verzicht der 17 Euro-Staaten auf das Recht, eigenes Geld zu drucken, eine weitreichende Entscheidung war, die die USA hoffentlich nie treffen werden. Dabei hat Buffett das Verhalten der Europäer mit einem Haufen von Leuten verglichen, die am Abend einen draufmachen gehen, vorher aber ihre Kreditkarten austauschen, ohne zu überlegen, wer später welche Zeche bezahlen kann und muß. Folglich hält Buffett von der Idee einer Währungsunion zwischen Kanada, Mexiko und den USA – analog zur EU – gar nichts. Höchste Zeit, dem Weisen von Nebraska auch bei uns die Reverenz zu erweisen.

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