© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

CD: Freibund
Bündische Tradition
Sara Melchert

Wer seine CD „Echte Freude“ nennt, will sich abgrenzen. Zunächst natürlich von dem, was er unter „unechter“ Freude versteht. Wer dabei an das geläufige Wort „Spaß“ denkt, hat die Intention der Musiker verstanden. Sie grenzen sich ab von der „Freude, die uns ohne Anstrengung versprochen wird, die aus Plastik, bunten Bildern oder Zucker ist, die man herunterladen oder anschalten kann“.

Wem das etwas zu einfach erscheint und diese Schelte gern mit dem spitzfindigen Verweis auf den Charakter einer Musikkonserve, der ja gerade im „Anschalten“ besteht, kontern möchte, sollte den Entstehungszusammenhang der CD bedenken. Die fünfzehn Mitwirkenden sind allesamt Mitglieder des Freibunds, eines der letzten politisch und konfessionell unabhängigen Jugendbünde in Deutschland. Dort wird großer Wert auf eine ganzheitliche Entwicklung der Persönlichkeit gelegt, so daß man nicht nur auf Fahrt geht oder Ferienlager abhält, sondern sich auch musisch betätigt. Das hat in der Jugendbewegung seit den Zeiten des Wandervogels immer dazugehört und ist über die Jahre auch in der Bündischen Jugend als gemeinschaftsstiftendes Element gepflegt worden. Dabei geht es nicht um das Hören von Musik, sondern um das gemeinsame Singen und Musizieren.

Und so ist diese CD als Ergebnis dieser gelebten Tradition zu verstehen, was sich auch in der Auswahl der Lieder niederschlägt. Darunter finden sich einige Texte von Joseph von Eichendorff, die sich an die romantische Grundstimmung dieses Milieus richten. Den größten Raum nehmen Lieder aus der direkten bündischen Tradition ein. Sie stammen beispielsweise von Werner Helwig, Autor des Buches „Die Blaue Blume des Wandervogels“ (1960), von Alexej Stachowitsch (axi), Gründer des Jugendbundes Phönix, dem Schriftsteller Walter Flex („Der Wanderer zwischen beiden Welten“) sowie dem Lyriker, Autor und Übersetzer Hans Baumann.

Letzterer gilt heute wegen seines schriftstellerischen Engagements im Dritten Reich als „umstritten“, ein Verdikt, das aus den 60er Jahren stammt und heute einer differenzierten Betrachtung weichen sollte. Die vorliegende CD könnte dazu beitragen, weil sie die Texte Baumanns in den richtigen Kontext setzt, wo sie sich als jugendbewegte Lieder bewähren müssen.

Andere Lieder stammen aus der Feder der Mitwirkenden, so das schließende Lied „Sieg des Frohsinns“, das dieses schöne Wort wieder einmal zu Gehör bringt. Alle Lieder (insgesamt 22) sind in für die bündische Jugend typischer Weise intoniert. Zu der üblichen Gitarre treten Bratsche, Geige, Cello und Baß aber auch Blockflöte und Maultrommel.

Daß sich die „Macher“ der CD verpflichtet fühlen, über ihr Tun und nicht zuletzt den Titel der CD Rechenschaft abzulegen, zeigt vielleicht, in welch marginalisierter Position sich solche Selbstverständlichkeiten wie gemeinsames Singen und Musizieren heute befinden. Es gilt nicht nur als Ausnahme, mittlerweile ist es auch eine. Insofern kommt der musischen Erziehung der Jugend durch bündische Gruppen wie den Freibund eine ganz besonders wichtige Rolle zu. Letztlich geht es um nicht weniger, als das Abreißen einer Tradition wenigstens aufzuhalten. Da ist es eine schöne Gewißheit, daß jeder Euro aus dem Verkauf der CDs dem Bundesleben zugute kommt.

Der Freibund, Echte Freude. 12 Euro plus 3 Euro Versand www.echtefreude-freibund.de

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