© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

Meldungen

Piraterie: Spielball juristischer Wortklauberei

BONN. Während Vizeadmiral Axel Schimpf, Inspekteur der Marine, wieder einmal grobkörnig die „Seeinteressen“ der drittgrößten Exportnation der Welt beschwört und der „Deutschen Marine der Zukunft“ für das angebrochene „Jahrhundert der Globalisierung“ bescheinigt, mit „hoher Flexibilität weltweit“ agieren zu können, konfrontiert Bernd Walter, ehemaliger Präsident des Grenzschutzpräsidiums, den Admiral mit den harten sicherheitspolitischen Fakten des laufenden Einsatzes gegen die Piraterie am Horn von Afrika (Europäische Sicherheit, 9-2011). Mit Milliarden werde Deutschland am Hindukusch verteidigt, aber die für die Wirtschaft existentielle Sicherheit der Seewege sei nicht gewährleistet wegen Personalmangel oder logistischer Probleme. Die seit August unter deutscher Führung stehende „Operation Atalanta“ vermeide jedes „beherzte Eingreifen“ gegen Piraten, so daß 83 von 100 Reedern das Unternehmen für erfolglos hielten. Der Umgang mit somalischen Piraten sei inzwischen zum Musterbeispiel dafür geworden, wie in der deutschen Sicherheitspolitik Probleme auf die lange Bank geschoben und zum „Spielball juristischer Wortklaubereien“ würden. Der Vorfall vom 8. November, bei dem die Besatzung eines von deutschen Marinesoldaten geenterten Piratenschiffes wieder freigelassen wurde, weil „ein erfolgreicher Abschluß eines möglichen Strafverfahrens nicht zu erwarten“ gewesen sei, wie das Verteidigungsministerium begründete, bestätigt Walter auf das trefflichste. (wm)  www.europaeische-sicherheit.de

 

Volkskrieg der Partisanen: Ein Mythos zerbröselt

MÜNCHEN. Die alte sowjetische Geschichtsschreibung des „Großen Vaterländischen Krieges“ hatte mit dem heroischen Kampf des Partisanen im Rücken der „faschistischen Okkupanten“ einen zentralen Mythos kreiert, der heute noch die kollektive Erinnerung – auch von bundesdeutschen Zeithistorikern – bestimmt. Zu Unrecht, wie die Studie des Berliner Doktoranden Sebastian Stopper nahelegt (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2-2011). Stopper arbeitet an einer Dissertation über die deutsche Besatzungsherrschaft der Heeresgruppe Mitte im Brjansker Gebiet von 1941 bis 1943. Einige seiner vorab veröffentlichten Resultate bestätigen, daß der glorifizierte „Volkskrieg“ der Partisanen stets ein Bürgerkrieg unter Anhängern und Gegnern des stalinistischen Regimes war. Andererseits untermauern Stoppers Forschungen den alten Verdacht, daß die Sowjethistoriographie die militärische Bedeutung des Partisanenkrieges maßlos übertrieben hat. Mit Hilfe eines systematischen Vergleichs deutscher und sowjetischer Quellen kann Stopper diese Zweifel „erstmals exakt mit Zahlen belegen“. (ob) www.ifz-muenchen.de

 

Erste Sätze

Immer müssen wir sein wie die Nibelungen.

Ernst Borkowsky, Unser Heiliger Krieg, Leipzig 1915

 

Historisches Kalenderblatt

25. November 1921: Im Hultschiner Ländchen, das 1919 an die Tschechoslowakei abgetreten wurde, kommt es bei der Rekrutierung für die tschechoslowakische Armee zu Krawallen. Junge Männer weigern sich zudem, ihre preußischen Fahnen herauszugeben.

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