© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/11 / 18. November 2011

Der Flaneur
Neue Vertriebswege
Toni Roidl

Der Verlag der JUNGEN FREIHEIT ist so freundlich, mir stets ein Belegexemplar zu senden, wenn ein Artikel aus meiner Feder darin erschienen ist. Nach dem Lesen streiche ich die Seiten schön glatt und lasse das Exemplar mal im Bäckercafé, an der Tanke oder im Kiosk liegen.

Freitag mittag, Wochenendeinkauf. Ich trabe zum Supermarkt, in der Einkaufstasche befinden sich ein paar Pfandflaschen und die letzte JF-Ausgabe. Am Zeitschriftenstand sortiere ich meine Lektüre vor Bild ins Regal. Dann durch die Gänge, den Einkaufszettel abarbeiten: Gurke, Joghurt, Fruchtsaft ... bis nach ganz hinten zur Leergutannahme.

Wieder zurück, herrscht wenig Betrieb an den Kassen, ich suche mir die mit der schönsten Kassiererin aus. Nur ein Kunde vor mir. So um die Ende Vierzig. Graue, halblange Haare und eine gelbe Sportjacke. Nicht gerade der Durchschnittskonservative. Er legt seine Einkäufe aus dem Korb aufs Band: eine Dose Fischfilet, ein Beutel Schnittsalat, dies und das und – mein Exemplar der JUNGEN FREIHEIT.

Die Kassiererin scannt den Barcode ein und sagt freundlich „zwölf Euro neunzehn“. Das Kassenband fährt weiter, ich bin dran. Es geht schnell. Beim Einpacken rücken der Vordermann und ich etwas zusammen. Ich zeige auf die JF und sage: „Gute Zeitung!“ Er antwortet: „Ich wußte gar nicht, daß es die hier gibt.“ Demnächst bestimmt öfter.

Schmunzelnd auf den Heimweg. Da fällt mir ein: Wie rechnet der Supermarkt den Verkauf eigentlich wohl ab? Kann der Laden den Ausgang eines Artikels verbuchen, der gar nicht eingegangen ist? Deshalb hier vorsorglich meine Entschuldigung: Liebe Buchhaltungsmitarbeiter des Supermarktes, ich hoffe, ich bereite euch kein Kopfzerbrechen. Falls doch, ist es die Sache wert. Es geht nämlich um die Presse- und Meinungsfreiheit in diesem Land.

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