© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  48/11 / 25. November 2011

Massenmorde ohne Aufschrei
Christenverfolgung in islamischen Ländern
Wolfgang Kaufmann

Vielen Menschenrechtsaktivisten hierzulande, die sich ansonsten vehement für bedrohte Völker und Minderheiten einsetzen, scheint nach wie vor zu entgehen, wie prekär die Lage von Christen in islamischen Ländern ist. Sie werden beleidigt, indem man sie „dem Schweißgestank von Kamelen und Dreckfressern“ gleichsetzt (so das „fachmännische“ Urteil von Ayatollah Khomeini), sie gelten als Bürger zweiter Klasse, die oft nicht einmal die grundlegendsten humanitären Rechte einfordern dürfen, und sie müssen damit rechnen, auf grausamste Weise getötet zu werden, wie die drei christlichen Schülerinnen auf der indonesischen Insel Sulawesi, welche während des Ramadan des Jahres 2005 von Dschihadisten überfallen und enthauptet wurden, wonach die Täter die abgeschlagenen Köpfe dann auch noch demonstrativ vor einer Kirche zur Schau stellten. Man stelle sich nur einmal den Aufruhr vor, wenn so etwas Musliminnen in einem christlichen Lande widerfahren wäre.

Laut Angaben der Evangelischen Allianz wird in den islamischen Staaten im Mittel alle drei Minuten ein Christ wegen seines Glaubens getötet, wozu nicht zuletzt auch diverse Koranpassagen, wie Sure 9, Vers 5, aufrufen. Deshalb ist es richtig, daß im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Islam Bücher wie das von Jürgen Bellers und Markus Porsche-Ludwig erscheinen – auch wenn sie zunächst erst einmal nur Wut auslösen: Wut auf all jene, welche Christen diskriminieren und verfolgen oder gar physisch liquidieren (während Muslime nicht selten bei jeder noch so belanglosen „Ehrverletzung“ hochdramatisch aufbrausen). Auch die Demokratisierung in Teilen der arabischen Welt verleite in dieser Tendenz alles andere als zu großer Hoffnung.

Die Lektüre verstärkt das Unverständnis gegenüber den vielen blauäugigen Gutmenschen, die sonst jedes tatsächliche oder vermeintliche Unrecht in der Welt anprangern, hier aber mit kompletter Blindheit geschlagen sind, wie auch gegenüber dem wissenschaftlichen Establishment, welches es partout nicht fertigbringen will, sich des Phänomens der islamischen Christenfeindlichkeit mit der gleichen großzügig alimentierten Inbrunst anzunehmen, wie vielen drittrangigen Petitessen der Zeitgeschichte.

Jürgen Bellers, Markus Porsche-Ludwig (Hrsg.): Christenverfolgung in islamischen Ländern. Lit Verlag, Münster 2011, broschiert, 162 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro