© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/11 / 02. Dezember 2011

Meldungen

Erpressung mit „Parole von der Systemrelevanz“

FRANKFURT. Der Ökonom Albrecht Müller hält den Begriff „systemrelevant“ für den größten Coup der Finanzindustrie. „Jede Bank ist systemrelevant. Das gilt ohne detaillierte Prüfung und ist die bisher teuerste Meinungsmache überhaupt: 480 Milliarden Bankenrettungsschirm, allein vermutlich mehr als 100 Milliarden für die Münchner HRE und vorher schon rund zehn Milliarden Euro für die private Düsseldorfer Industriekreditbank (IKB)“, schrieb der frühere Chef des Planungsstabs unter den Kanzlern Brandt und Schmidt in der FAZ. Die „Parole von der Systemrelevanz“ habe das neue Geschäftsmodell ermöglicht: „Nach Herzenslust spekulieren, Wetten abschließen, Verluste machen, sich mit öffentlichem Geld retten lassen und dann den verlustbringenden Investmentbankern Boni zahlen, damit sie bei Laune bleiben.“ Schon 2003 hätten die Spitzen der Banken und Versicherungen beim Kanzler, dem Bundeswirtschafts- und dem Finanzminister um Hilfe zur Gründung einer „Bad Bank“ vorgesprochen: „Trotzdem wird die Version aufrechterhalten, die Finanzkrise habe erst 2008 mit der Insolvenz von Lehman Brothers begonnen.“ Durch die von Kanzler Gerhard Schröder propagierte Auflösung der „Deutschland AG“ seien zudem Tausende deutsche Firmen an „sogenannte Investoren“ verkauft worden. „Diese beteiligten sich oft nur mit zwanzig Prozent eigenem Geld und drückten den Rest des Kaufpreises als Schulden den Unternehmen auf“, kritisierte Müller. (fis)

 

„Das ist Diskriminierung in höchstem Sinne“

BERLIN. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat vor einer Herabstufung der deutschen Lehrlingsausbildung im geplanten neuen „Qualifikationsrahmen“ gewarnt. „Die Kultusminister wollen das Abitur auf die Stufe vier setzen, die dualen Ausbildungen in der Regel aber nur auf die Stufe fünf. Nach ihren Vorstellungen sollen nur wenige ausgewählte Ausbildungsberufe auf dieselbe Stufe wie das Abitur“, erklärte ZDH-Präsident Otto Kentzler in der Süddeutschen Zeitung. Der ZDH kämpfe dafür, daß die dreijährige Lehre den gleichen Stellenwert erhalte wie das Abitur – beides auf der Stufe vier: „Die Abiturienten sind doch nicht besser als andere. Das ist Diskriminierung in höchstem Sinne.“ Das Besondere am deutschen Bildungssystem seien die beruflichen Ausbildungen, nicht das Abitur: „Die duale Ausbildung wollen viele Länder kopieren – Indien oder China“, erläuterte Kentzler.

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