© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/11 / 02. Dezember 2011

Mein Freund, der Baum, er fiel im frühen Morgenrot
Klimaschutz durch verringerten Kohlendioxid-Ausstoß: Der Naturschutzbund WWF warnt vor dem Abholzen von Wäldern
Richard Stoltz

Die einzige vernünftige (oder wenigstens ehrliche, nicht von regionalen Sonderinteressen verunzierte) offizielle Äußerung zum neuesten „Weltklimagipfel“, der zur Zeit mit Riesenpomp im südafrikanischen Durban zelebriert wird, kam vom WWF (World Wide Fund For Nature), jenes sympathischen, vor vierzig Jahren in der Schweiz gegründeten Naturschutzbundes, der sich ausschließlich aus privaten Spenden nährt und schon viele gute Taten vollbracht hat. Man sollte auf ihn hören.

Es geht dem WWF nicht um „Klimaschutz“, sondern ganz konkret um die Erhaltung von Tier- und Pflanzenarten, eben um echten Naturschutz. Seine jetzige Intervention in Richtung Durban handelt von den Gefahren des Wälderabholzens, das zur Zeit in vielen Ländern im Gange ist, und zwar in geradezu ungeheuerlichen Dimensionen. Wenn das derzeitige Tempo so weitergeht, sagt der WWF, wird in den nächsten fünfzehn Jahren eine Waldfläche von etwa einer Million Quadratkilometern abgeholzt sein, die dreifache Fläche von Deutschland, mit schlimmsten Folgen für Umwelt, Mensch und Tier.

Der in Durban im Zentrum stehende und als der leibhaftige Gottseibeiuns beschworene Kohlendioxid-Ausstoß sei dagegen ein eher „theoretisches Problem“, deutet der WWF an. Aber immerhin nennt er Zahlen. Zwanzig Gigatonnen CO2 würden durch die Abholzerei pro Jahr in die Atmosphäre gepumpt, eine schier unvorstellbare Masse, weit mehr als der gesamte heute stattfindende Weltverkehr zur gleichen Zeit ausstoße.

Nun, die an die zweitausend Delegierten in Durban werden es mit Gelassenheit tragen. Sie haben wahrhaftig andere Sorgen, müssen „eine Fortschreibung des Kyoto-Protokolls von 1997“ erarbeiten. Zwar war dieses Protokoll, wie alle Delegierten genau wissen, das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben stand, wie auch die späteren Protokolle des Weltklimagipfels von Kopenhagen 2009, aber Protokolle müssen nun mal erarbeitet werden. Wälder und Tiere haben zu warten, auch wenn sie darüber verschwinden.

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