© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/11 / 09. Dezember 2011

Afghanistan-Konferenz in Bonn
Gemeinsam heucheln
Jürgen Liminski

Das Kalkül der Taliban geht auf. Die Wahltermine in den Demokratien bestimmen den Zeitpunkt des Abzugs der fremden Truppen aus Afghanistan. Man braucht nur zu warten. Es wäre eine jener zahlreichen orientalischen Seifenblasen, zu glauben, die Taliban blieben nach einem Abzug ruhig oder würden nicht versuchen, das Rad der Geschichte so wie die anderen Islamisten in der arabischen Welt zurückzudrehen – in die Zeit der brutalen Scharia und der üblichen islamistischen Menschenverachtung.

Aber auch die jetzt so großzügigen Geberländer des Westens haben ihr Kalkül. Entweder eine prowestliche afghanische Regierung hält sich, dann sind die versprochenen Milliarden eine gute Investition. Oder sie wird von den Taliban gestürzt, dann kann man die Milliardenströme sofort stoppen.

Man kann davon ausgehen, daß etliche Diplomaten unter den tausend Teilnehmern der Bonner Konferenz sich klammheimlich diesen Gedankenspielen hingeben. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie heucheln der Welt und sich etwas vor.

Westerwelle hat recht, wenn er sagt, diese Konferenz sei ein Meilenstein. Die Frage ist nur: Auf dem Weg wohin? Zu Demokratie, Freiheit und Frieden führt dieser Weg sicher nicht. Aber das ist ein Problem für die übernächste Wahlperiode.

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