© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/11 / 09. Dezember 2011

Grüße aus Santiago de Cuba
Mausoleum für den Führer
Alessandra Garcia

Auf dem Cementerio Santa Ifigenia, dem Hauptfriedhof von Santiago de Cuba, steht ein trutziges Mausoleum. 1951 wurde es für den bedeutendsten Kubaner errichtet: den Freiheitskämpfer José Marti. 60 Jahre später wird nahe dem Denkmal für den Nationalhelden erneut an einem Mausoleum gebaut. Für wen es bestimmt ist? Die offiziellen Behörden schweigen eisig. Aber die Santiagueros wissen natürlich Bescheid. Sie nennen keinen Namen, machen aber mit der rechten Hand die unmißverständliche Andeutung eines langen Bartes. Fidel Castro ist gemeint. Der in Rente gegangene Revolutionsführer soll hier und nicht in der Hauptstadt Havanna bestattet werden.

Castro kehrt damit in jene Stadt zurück, der er den Ehrennamen „Heldenhafte“ verliehen hat, deren Bevölkerung weit mehr als die der fernen Hauptstadt bei Revolutionen aktiv war. Hier ging er einst ins Internat und startete später mit dem (gescheiterten) Sturm auf die Moncada-Kaserne am 26. Juli 1953 seine Karriere als Berufsrevolutionär. Als Castros Revolutionäre Ende 1956 mit der „Granma“ auf Kuba landeten, erhoben sich die Santiagueros gegen das Regime, um die Regierungstruppen abzulenken. In Santiago de Cuba erlebte Castro auch am 1. Januar 1959 die Flucht Batistas und rief den Sieg der Revolution aus.

Daß das Mausoleum auf persönlichen Wunsch des inzwischen 85jährigen errichtet wird, steht außer Zweifel. Castro, der noch immer in der Parteizeitung Granma als „Companero Fidel“ seine Gedanken zur aktuellen Kubadebatte veröffentlicht, sieht sich in der Tradition der großen kubanischen Freiheitskämpfer. Und der Cementerio Santa Ifigenia wurde nicht nur 1868 eigens für die Gefallenen des Unabhängigkeitskrieges gegen Spanien 1868 angelegt, auch Carlos Manuel de Céspedes, der Vater der kubanischen Unabhängigkeit, und Kubas erster Präsident, Tomás Estrado Palma, wurden auf ihm beerdigt. Ebenfalls Castros einstige Mitkämpfer Frank und Josue Pais. Und noch eines mag der Listige bedacht haben: Vor José Martis Mausoleum steht eine militärische Ehrenwache, die dann quasi auch Castros Mausoleum bewachen würde.

Fidel Castros Bruder und jetziger Staatspräsident Raúl Castro wird dagegen nach seinem Tod in die Berge der Sierra Cristal zurückkehren. In Mayari Arriba, einer 70 Kilometer von Santiago de Cuba entfernten Provinzstadt, hat er einen großen Grabstein mit seinem Namen errichten lassen.

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