© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/11 / 16. Dezember 2011

Menetekel für die subventionierte Elektromobilität
Angebrannte Träume
Michael Manns

In der Halle für Pleiten, Pech und Pannen der Elektroauto-Industrie erklingt Chopins Trauermarsch. Denn ein Großprojekt von General Motors (GM), der Hoffnungsträger Chevrolet Volt, muß dort parken. Das mit 7.500 US-Dollar staatlicher Kaufprämie subventionierte Elektroauto sollte es allen Kritikern zeigen und das ewige Genörgel (geringe Reichweite, teure Batterien, lange Ladezeiten) zum Verstummen bringen.

Ein Fanal sollte der Chevy-Volt werden. Der 2009 zahlungsunfähige und dann vom Staat gerettete GM-Konzern wollte so eindrucksvoll Gas, pardon Strom, geben – und Präsident Barack Obama einen Erfolg an der Ökofront verbuchen. Weltweit wollte die Elektromobilbranche es allen zeigen. Doch das Duell Spritsäufer (US-Verkaufsschlager sind weiterhin Ford-„Pickups“ mit drei Tonnen Eigengewicht) gegen E-Autos endete kürzlich in Selbstverstümmelung.

Die Akkus entzündeten sich, zwei Testautos fackelten sich selbst ab – und GM hat ein Problem. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA leitete eine offizielle Untersuchung ein. Die GM-Manager griffen zu Marketing-Pillen, um das Volt-Volk zu sedieren. Die verunsicherten Besitzer können kostenlos einen Benziner leihen, solange die Ursache der Feuer noch nicht restlos aufgeklärt ist – oder GM kauft den Volt gar zurück. Ob damit das Image gerettet werden kann?

Die Sicherheit der E-Autos war ein Pfund, mit dem man bislang auch wuchern konnte. 60.000 Volt wollte man bald produzieren. Über 6.000 sind in den USA schon auf den Straßen. Die Markteinführung in Europa steht bevor. In Deutschland wird der baugleiche Opel Ampera für 42.900 Euro angeboten. Eine Million Elektroautos sollen, so Obamas Vision, bis 2015 auf den US-Straßen rollen. War da nicht was? Ach ja: Angela Merkel hat ähnliche wilde Träume: Eine Million Elektroautos sollen bis 2020 in Deutschland rollen. Das Land soll zum „Leitmarkt für Elektromobilität“ werden. Vielleicht sollte sie auch hier Reserveautos bereithalten.

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