© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/11 / 16. Dezember 2011

Meldungen

Wettlauf zwischen Euro und Dollar nach unten

BERLIN. Der Finanzexperte Max Otte hält die angedrohte Bonitätsherabstufung von Deutschland und anderen EU-Staaten durch US-Ratingagenturen (JF 50/11) für einen Beleg des Wirtschaftskrieges zwischen Europa und den USA. „Im Moment ist ein amerikanischer Crash sehr viel wahrscheinlicher als ein europäischer, weil Amerika viel unsolider dasteht“, erklärte der BWL-Professor von der Uni Graz in den Deutschen Mittelstandsnachrichten. Es gebe ein Rennen zwischen Dollar und Euro nach unten: „Wenn dieser Wettlauf halbwegs fair und gleichmäßig stattfindet, dann muß der Dollar zuerst crashen“, so Otte. Auch die anhaltende Kapitalflucht aus den Euro-Defizitländern sei nicht so dramatisch: „Das griechische Geld ist wie das italienische schon lang im Ausland. Also das mobile Kapital ist schon weg und das andere ist zu vernachlässigen“, erläuterte Otte. „Selbst wenn Griechenland zu den Drachmen zurückkehrt, würde nicht viel mehr Geld das Land verlassen, das meiste ist schon raus.“ Gegen Italien laufe zudem eine Erpressung: „Italien hat die Vermögen und Schulden im eigenen Land, Amerika ist ein Auslandsschuldner“, so Otte, „da läuft ein derartiger Wirtschaftskrieg, das haben unsere vertrottelten Politiker und unsere Öffentlichkeit gar nicht richtig begriffen.“ (fis)

 

Deutsch-französischer Streit um EZB-Aufkäufe

Straßburg. Der französische Kandidat für das Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB), Benoît Cœuré, hat sich für eine Ausweitung der von zahlreichen Finanzexperten heftig kritisierten Anleihekäufe durch die EZB ausgesprochen (JF 50/11). „Sollten wir feststellen, daß die Wirkung unserer Geldpolitik gestört ist, dann sollten wir mehr tun“, erklärte der bisherige Chefvolkswirt im Pariser Finanzministerium bei einer Anhörung im Haushaltsausschuß des Europaparlaments. „Wir müssen pragmatisch sein und abhängig von der Marktentwicklung das Notwendige tun“, so Cœuré. Der deutsche EZB-Kandidat Jörg Asmussen (SPD) hatte in seiner EU-Parlamentsanhörung erklärt, die EZB-Anleiheaufkäufe seien in der aktuellen Lage zwar richtig, sie müßten aber auslaufen. (fis)

 

Zahl der Woche

Auf 791,8 Milliarden Euro sind die deutschen Exporte in den ersten drei Quartalen dieses Jahres gestiegen. Das waren 13,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die größten Zuwächse gab es bei den Ausfuhren nach Rußland (+34,2 Prozent) und China (+23,8 Prozent). (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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