© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/11 / 16. Dezember 2011

CD: Sacha Korn
An Härte gewonnen
Henning Hoffgaard

Tief, sehr tief gestimmte Gitarren, treibender Baß und wütender Gesang. Es klingt nach Neuer Deutscher Härte (NDH). Von Rammstein, Oomph! und Tanzwut weltweit populär gemacht, unterscheidet sich der Sänger, Gitarrist und Produzent Sacha Korn doch in einem Punkt von den kommerziell erfolgreicheren Vertretern der NDH. Korns Musik ist zumeist hochpolitisch: Vertreibung, Euro-Diktatur, Schuldkult und Freiheit. Themen, mit denen Musiker heute schnell anecken.

Kein Wunder also, daß der Musiker im Beiheft allen Grund hat, sich über illoyale Weggefährten zu beschweren, die den Kontakt umgehend abbrachen, nachdem das linksextreme „Netz gegen Nazis“ den Künstler auf die Abschußliste gesetzt hatte. Hintergrund der Auseinandersetzung waren Lieder Korns, die nach seinen Angaben ohne sein Wissen auf der sogenannten „Schulhof-CD“ der NPD landeten. Die Partei hatte sich nicht an Korn, sondern an eine nordamerikanische Verwertungsgesellschaft gewendet und die Lizenzen an den Musikstücken erworben. Zwar reagierte der Musiker umgehend und untersagte dem Management, künftig „politischen Parteien und Organisationen weitere Rechte an meinen Liedern abzutreten“. Die linke Entrüstungswelle, die dafür sorgte, daß seine Songs von einigen Anbietern aus dem Sortiment getilgt wurden, war so trotzdem nicht mehr aufzuhalten.

Trotz aller Wirren legt der Sänger mit „Wie lange noch?“ nach „Deviationist“ in diesem Jahr bereits sein zweites Album vor. Die Songs haben im Vergleich zum Vorgänger deutlich an Qualität und auch Härte gewonnen. Die saubere Produktion sorgt für ordentlich Stimmung und bringt auch eher ruhige Titel wie das melancholisch-sentimentale „Seele“ zur Geltung, in der es um reichlich Herzschmerz und Enttäuschung geht. In dem lediglich mit Akustikgitarren unterlegten „Unsere Kraft“ setzt sich Korn mit dem Leben seines Vaters auseinander, der „ein Leben lang“ geschuftet habe und dessen Vermächtnis dann von „Börsen, Brüssel und Banken“ verpraßt wird.

Ansonsten kommen vor allem Freunde der härteren Fraktion auf ihre Kosten. Der von schnellen Gitarrenriffs dominierte Titelsong dürfte musikalisch jedem Heavy-Metal-Album gut zu Gesicht stehen und beschäftigt sich mit dem politischen Schwarz-Weiß-Denken von Rechts und Links, das Korn gerne überwinden würde. „Wir müssen links stehen“ und „nur ja“ sagen, beklagt der patriotische Rocker, der so auch die Kampagne gegen seine eigene Person verarbeitet. Die Musik lebt dabei vor allem von der Ehrlichkeit des Sängers, dem man sein Anliegen abnimmt. Daß es sicher markantere Stimmen in dem Genre gibt und der Sprechgesang und aggressive Chorus etwa in „Warum“ zuweilen zu bemüht klingen, ist hinnehmbar. Seinen Abschluß findet die Doppel-EP in einem eher ruhig angelegten „Zimmer 100“. In dem mit einer Frauenstimme kombinierten Rührstück zeigt sich, daß der Sänger auch eine andere Seite oder zumindest ein breiteres Publikum im Auge hat.

Einige Kostproben gibt es auf der Internetseite des Sängers zu hören. Für Anhänger der NDH durchaus empfehlenswert.

Sacha Korn, Wie lange noch? Easr International Musiv 2011 http://sachakorn.de

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