© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/11 / 16. Dezember 2011

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Altbischof Huber erinnert an preußische Tugenden

BERLIN. Ein Wiederaufleben der „preußischen Tugenden“ wünscht sich der frühere EKD-Ratsvorsitzende, Altbischof Wolfgang Huber. Wenn beispielsweise die Verläßlichkeit wieder einen höheren Stellenwert bekäme, wäre es um die Wirtschaftskultur besser bestellt, meinte der 69jährige in einem Interview mit der Welt am Sonntag. Nicht Geldmangel sei die eigentliche Ursache für die Finanzkrise von 2008 gewesen, sondern ein Mangel an Vertrauen, sagte der Professor der Theologie und Sozialethik. Die Banken hätten sich nicht mehr das Vertrauen entgegengebracht, das sie brauchten, um sich Geld zu leihen. Huber: „Daran konnte man ablesen: Vertrauen ist so wertvoll wie Kapital.“ Er hält es für eine „sehr eingeschränkte Sichtweise“, daß Wirtschaftsstudenten der Eindruck vermittelt werde, Gewinnmaximierung sei der einzige Sinn der Wirtschaft. Er freue sich, daß inzwischen auch wieder Gedanken zur Ethik in den Lehrplänen verankert würden. Zu den preußischen Tugenden zählt Huber ferner Treue, Entschlossenheit, Pflichtbewußtsein, Nachhaltigkeit und Toleranz. Diese Werte symbolisiere die Potsdamer Garnisonkirche, für deren Wiederaufbau sich der Altbischof einsetzt. Die für die Soldaten des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. im 18. Jahrhundert errichtete Kirche stehe für religiöse Toleranz und nicht nur für Militarismus. Am „Tag von Potsdam“, dem 21. März 1933, verbeugte sich dort der neue Reichskanzler Adolf Hitler vor Reichspräsident Paul von Hindenburg und reichte ihm die Hand. Nach einem Bombenangriff im April 1945 brannte die Kirche zum Teil aus; 1968 ließ SED-Chef Walter Ulbricht sie sprengen. Bis zum 500jährigen Reformationsjubiläum 2017 soll sie weitgehend originalgetreu wieder erstehen. Huber ist Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Garnisonkirche Potsdam. (idea)

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