© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/11 / 16. Dezember 2011

Frisch gepresst

Ostpreußen. Seine mythische Entrücktheit verdankt der deutsche Osten nicht zuletzt dem Umstand, daß wir Nachgeborenen die versunkene Welt zwischen Riesengebirge und Kurischer Nehrung fast auschließlich in „Schwarz-weiß“ kennen. Die Farbfotografie steckte vor 1945 noch in der Experimentierphase. Daher haben Bilder, die uns das Leben in den Ostprovinzen mit der eigenen bunten Wahrnehmung in Einklang bringen, Seltenheitswert. Die Veröffentlichung der zwischen 1940 und 1942 aufgenommenen Afgacolor-Fotos aus dem Nachlaß des Königsberger Kunstpädagogen Wilhelm Heise („Ein Maler fotografiert in Ostpreußen“, Zürich 1982) verschafften uns daher für lange Zeit die einzigen farbigen Eindrücke aus dem Land der dunklen Wälder. Um so erfreuter begrüßt man die Entdeckung und Veröffentlichung von weiteren raren Aufnahmen, die aus den Nachlässen des Rossittener Ornithologen Ernst Schüz, des bekannten Tier- und Naturschilderers Walter von Sanden, des Forstwissenschaftlers Otto Steinfatt und des Königsberger Berufsfotografen Friedrich Bülowius stammen. Sie zeigen die magische Kurische Nehrung als mitten in der Kriegszeit unwirklich leuchtende Friedens-idylle, Motive aus dem Gutsalltag in und um Sandens Klein Guja (Kreis Angerburg) und Steinfatts Impressionen aus Rominten.(ob)

Christoph Hinkelmann, H. F. M. Syskowski (Hrsg.): Von Rossitten bis Rominten. Verlag J. Neumann-Neudamm, Melsungen 2011, gebunden,141 Seiten, Abbildungen,19,95 Euro

 

Konservativ. Man muß sich gelegentlich den Größenunterschied zwischen Deutschland und Österreich vor Augen halten, auch in bezug auf den zahlenmäßigen Umfang der Politischen Klasse oder der sie tragenden politischen Parteien. Um so überraschender ist dann der Grad, in dem die bürgerlichen Gruppierungen Österreichs Ehrgeiz daransetzen, geistige Vorfeldarbeit zu leisten. Das betrifft die FPÖ beziehungsweise „Die Freiheitlichen“ genauso wie die ÖVP. Letztere hat jetzt in der Reihe „edition noir“ einen Band unter dem Titel „Konservative Korrekturen“ erscheinen lassen, in dem sieben Beiträge vereinigt sind, die sich mit Grundsätzlichem (der letzten „Neokonservatismus“-Debatte, der Wirtschaftspolitik), dem Eigenen (der Krise der Volksparteien), dem Gegner (der Sozialdemokratie) und dem Speziellen (konservativer Bildungspolitik) befassen. Allerdings muß man dabei kritisch anmerken, daß die Qualität der Beiträge ausgesprochen uneinheitlich ist. Positiv heben sich – erwartungsgemäß – die von Philip Plickert und Till Kinzel ab, während man sonst nach der Lektüre oft etwas ratlos zurückbleibt. (wß)

Christian Sebastian Moser, Till Kinzel, Philip Plickert u.a. (Hrsg.): Konservative Korrekturen. Edition Noir, Wien 2011, broschiert, 252 Seiten, 9,50 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

19. Dezember 1991: Mit der Erhöhung der Leitzinsen (Diskontsatz auf 8 Prozent, Lombardsatz auf 9,75 Prozent) des Frankfurter Zentralbankrats der Deutschen Bundesbank erreichen diese den höchsten Stand seit 1948 (derzeit EZB-Einlegesatz bei 0,25 Prozent).

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