© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/11-01/12 / 23./30. Dezember 2011

Christian Wulff und seine Freunde
Durchschnittlich
von Thorsten Hinz

Der Bundespräsident ist erledigt. Die Autorität des Amtsinhabers ist zerstört. Verflüchtigt hat sich die weihevolle Aura, welche die Institution im Schloß Bellevue umgab. Die Präsidentenkrise aber ist als Teil eines institutionellen Umbaus zu begreifen.

Demokratie und Gewaltenteilung werden gerade marktkonform zurechtgestutzt, die Politiker agieren als Marionetten der internationalen Finanzindustrie. Der Respekt, der dem Staatsoberhaupt gebührt, wird damit unnötig. Die Bild-Zeitung hat das begriffen und Christian Wulff mit brutaler Anzüglichkeit aufgefordert: „Lassen Sie die Hosen runter, stellen Sie sich vor die Presse. Sagen Sie uns, wer Sie sind.“

Ja, wer ist Wulff? Ein geschmeidiger Karrierist und Junge aus kleinem Hause, den die Politik in höhere gesellschaftliche Sphären geführt hat. Der sich geschmeichelt fühlte und auf den Geschmack gekommen ist. Ein deutscher Durchschnittspolitiker halt, der Provinzgrößen wie dem Versicherungsmakler Carsten Maschmeyer und Konsorten verfiel und der den globalisierten Jungs von Goldman Sachs zu keinem Zeitpunkt gewachsen war.

Dem Volk, das gerade politisch und sozial enteignet wird, präsentiert man dieses politische Neutrum nun als Opferlamm, um das System propagandistisch am Laufen zu halten. Soviel Respekt vor dem Demos muß sein.

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