© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/11-01/12 / 23./30. Dezember 2011

Frisch gepresst

Wilhelm Lehmann. Der werbende Verlagstext zu David Scrases Lehmann-Biographie preist den 1968 verstorbenen Wilhelm Lehmann im Superlativ als „wichtigsten Autor moderner deutscher Naturlyrik“. Diese epochale Bedeutung bewahrte das Werk trotzdem nicht vor dem Vergessen, das bald nach Lehmanns Tod einsetzte. Erst eine seinen Namen tragende, 2004 in seiner langjährigen Wirkungsstätte Eckernförde gegründete literarische Gesellschaft verschuf ihm neue Resonanz. Ihren Aktivitäten ist es auch zu verdanken, daß nun endlich eine Biographie erschienen ist, deren Wurzeln bis in die frühen 1960er zurückreichen. Seitdem arbeitet der US-Germanist David Scrase, der bis 2009 an der University of Vermont lehrte, an diesem Dichterportrait, seinem Lebenswerk. Ganz aus den Quellen geschöpft, vor allem aus dem Marbacher Nachlaß, hätte man den zitatenreichen, so gut fundierten wie lesbaren Kapiteln indes eine ausführlichere Zusammenfassung gegönnt, eine intensivere Deutung des essayistischen, poetologischen Schaffens, vielleicht auch eine noch hellere Ausleuchtung der „inneren Emigration“ zwischen 1933 und 1945 sowie ein Quellen- und Literaturverzeichnis. (jr)

David Scrase: Wilhelm Lehmann. Biographie. Wallstein Verlag, Göttingen 2011, gebunden, 440 Seiten, Abbildungen, 34 Euro

Islam und Wissenschaft. Die Brisanz des eklatanten Widerspruchs zwischen der göttlichen Offenbarung des Koran und den Prinzipien naturwissenschaftlicher Forschung, die immer nur vorläufig Antworten geben kann und keine letzten Wahrheiten liefert, wird in einschlägigen Schriften kaum erörtert. Seit immer mehr Moslems politischen Einfluß gewinnen, sie als Hochschullehrer oder Rektoren zunehmend wissenschaftspolitische Entscheidungen beeinflussen, besteht die Gefahr für eine Forschung in Astrophysik, Evolutionsbiologie oder Humangenetik, in der das ewige Wort Allahs hinterfragt wird. Um so erfreulicher ist, daß Karl Wulff, gleichermaßen ausgewiesen als Wissenschaftshistoriker, Orientalist und Sinologe, dazu ein höchst bemerkenswertes Sachbuch geschrieben hat: kompetent, verständlich und unbestechlich in der historischen Analyse. Er hat eine Diskussion eröffnet, die alle angeht, denen daran liegt, Rationalität vor spirituellen Übergriffen zu schützen. (AG)

Karl Wulff: Bedrohte Wahrheit. Der Islam und die modernen Naturwissenschaften. Grin Verlag, München 2010, broschiert, 231 Seiten, 24,99 Euro