© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/12 13. Januar 2012

Leserbriefe

Zu: „Präsident ohne Würde“ von Thorsten Hinz, JF 2/12

Gleichermaßen deplaziert

Der Islam gehört zu Deutschland – wie Wulff ins Schloß Bellevue!

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen

 

Dem Volk dienen – zurücktreten!

Ein Bundespräsident, der sich aufgrund eigenen wiederholten schweren Fehlverhaltens und seines dilettantischen Umgangs mit seiner Kreditaffäre als „Nassauer“ oder „Bundesschnäppchenjäger“ der massiven Kritik der Medien und inzwischen auch als Witzfigur dem Hohn und Spott der Bundesbürger ausgesetzt sieht, wird damit zu einer unzumutbaren Belastung. Sein sofortiger Rücktritt wäre der letzte Dienst, den er seinem Land noch erweisen könnte.

Peter Kiehn, Börnsen

 

Presse: Gefährdet oder Gefahr?

Die neueste Sau, die durchs Dorf getrieben wird, nachdem sich die Aufregung über die Neonazis bereits abgenützt hat und die Beweislage dort ebenfalls eng wird, heißt Christian Wulff. Ein Himbeerbubi von Angelas Gnaden, als Präsident schwach, blaß und harmlos. Aber Wulff hat weder gelogen noch betrogen oder gegen Gesetze verstoßen. Gleichwohl läßt man nicht nach in dem Bemühen, ihm ein solches Etikett anzupappen. Ich bin konsterniert, wie bereitwillig eine unkritische Öffentlichkeit – und auch die JF – ein in den Medien gezeichnetes Bild übernimmt, nachplappert, abschreibt, ohne nach den Motiven zu fragen.

Jeder Häuslebauer nutzt ihm erreichbare günstige Finanzierungsmöglichkeiten. Es ist auch nicht verboten, Freunde zu haben, ohne daß man sich die vorher genehmigen lassen muß. Noch dürfen sie auch wohlhabend sein. Wozu also die Aufregung? Was soll das alles? Egal, was Wulff erklärt oder tut, das medial vermittelte öffentliche Urteil über ihn wurde längst gefällt. Das ist eine Gesellschaft von Beziehern von Fertigmeinungen, kleine Guttenbergs und Plagiatoren.

Weil der eigentliche Anlaß, den man zum „Skandal“ hochstilisieren will, zu banal ist, wird die inszenierte Empörung über die Petitesse als Grund für eine Rücktrittsforderung herangezogen. Immer wenn die Legalität nichts hergibt, muß die Moralität herhalten. Man redet davon, daß „das Amt, das Vorbild, die Glaubwürdigkeit Schaden nehme“, die Scheinheiligkeit ist offensichtlich. Das ist Rufmord als kollektive Jagdlust.

Wer erinnert sich noch daran, daß Friede Springer ihre „Freundin“ Angela Merkel angerufen und ebenfalls bedroht hat: nicht mit der Justiz, sondern damit, die „CDU wochenlang niederschreiben zu lassen“, wenn der „Hetzer“ (Schlagzeile der Bild) Martin Hohmann nicht ausgeschlossen würde. Natürlich war Angela willfährig. Die Justiz sprach Hohmann später in allen Punkten frei. Das aber nützte ihm nichts mehr. Das diktatorische Regime unserer Medien- und Parteien und deren lautstarke Vermutung von Fehlverhalten und Charaktermängeln anderer schöpft seine Bedeutung nicht aus sorgfältiger Recherche und nüchterner Wiedergabe der Ergebnisse, sondern nur aus der ständigen Wiederholung oft nur semantisch umkonstruierter Kleinigkeiten. Perfide. Rufmörderisch. Halali und Weidmannsheil!

Dr. Edgar Wilfried Faust, Zehdenick/Havel

 

 

Zu: „Der Bel-Ami von Schloß Bellevue“ von Paul Rosen, JF 52/11-1/12

„Mutti“ wichtiger als das Volk

Ferien in den Villen reicher Leute machen, eine Unternehmersgattin um einen Kredit zu günstigen Bedingungen angehen, um ihn dann als „gehobener Privatkunde“ durch noch günstigere Konditionen der BW-Bank abzulösen, sich die Werbung für sein Buch von einem Finanzhai bezahlen und einen Teil der Auflage von einem Industriellen aufkaufen lassen – das alles legt den Schluß nahe, daß unser derzeitiges Staatsoberhaupt ein Mann ist, den man hierzulande „Schnorrer“ nennen würde. Na ja, Hauptsache, der Herr Bundespräsident hat „Muttis“ vollstes Vertrauen. Auf das Vertrauen des Volkes kommt es wohl weniger an.

Edelbert Breu, Lauterhofen

 

Schamlose Vorteilsnahme

Bundespräsident Wulff sollte sich schämen, auf Kosten von getäuschten, wenn nicht gar betrogenen Kleinanlegern Urlaub zu machen. Wie man verschiedensten Medien entnehmen kann, verdiente der Gründer des Finanzdienstleisters AWD seine Millionen zum großen Teil durch die Abzocke von Kleinanlegern. Aktuell wird seit einigen Wochen durch die Wiener Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf betrügerische Falschberatung gegen AWD ermittelt.

Gerd Kaczenski, Oersdorf

 

 

Zu: „Das Klimageschäft boomt“ von Karl Albrecht Schachtschneider, JF 2/12

Klimarettung: Eine Luftnummer

In Wirklichkeit beträgt der CO2-Gehalt in der Luft nur minimale 0,037 Prozent. Die anderen bedeutenden Klimagase – neben dem Wasserdampf mit einem Anteil von bis zu 70 Prozent – wie FCKW, Ozon, Lachgas und Methan werden vom Weltklimarat überhaupt nicht berücksichtigt. Doch ausgerechnet durch die CO2-Reduktion soll nun die Welt vor einem Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius bewahrt werden. Dabei hat sich das Weltklima seit Urzeiten in einem stetigen Wandel befunden, Kaltzeiten und Warmzeiten (etwa zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert) lösten einander ab. Eisbohrkerne von Grönland beweisen zudem, daß es Zeiten mit deutlich höherem CO2-Gehalt gegeben hat. Da erscheint es nur noch als ein schlechter Witz, wenn – wie kürzlich geschehen – 15.000 (!) Menschen mit einer durschnittlichen Strecke von insgesamt 20.000 Flugkilometern nach Durban fliegen, um das Klima vor genau jenem CO2-Ausstoß zu bewahren, den sie selber erst produzieren. Welche Vermessenheit, welche Anmaßung!

Reinhard Gierse, Herzebrock-Clarholz

 

 

Zu: „Bürgerliche Absetzbewegung“ von Dieter Stein, JF 52/11-1/12

Strauß-Kopf in den Sand gesteckt

Franz Josef Strauß hatte mit seiner Parole, keine demokratisch legitimierte Partei neben der Union zu dulden, bis weit in die siebziger Jahre hinein durchaus recht. Nahm man doch damals den Politikerschwur, „den Nutzen des deutschen Volkes zu mehren“, durchaus ernst und verkehrte ihn nicht, wie heute üblich, in sein Gegenteil.

Hardo Obergefell, Duisburg

 

 

Zu: „Unter Beschuß“ von Christian Vollradt, JF 52/11-1/12

Souverän: „Die Lösung“ Brechts

Die Tatsache, daß bereits das halblaute Nachdenken über einen konservativen Arbeitskreis hohe christdemokratische Funktionäre zu wütenden Pawlowschen Reflexen veranlaßt, zeigt, wie weit sich die CDU von ihrer einstigen Programmatik entfernt hat. Nach dem Linksschwenk von „Mutti“ verblieben fast nur noch farblose Technokraten und linientreue Apparatschiks, während das konservative Potential heute kaum noch wahrnehmbar ist. Die Aufgabe klarer christdemokratischer Überzeugungen und das Einschwenken auf linke Zielsetzungen in der Energie-, Bildungs- und Familienpolitik, die Aussetzung der Wehrpflicht usw. haben die so gewendete CDU mit jeder beliebigen Partei kompatibel gemacht. Dieser einmütigen Phalanx, die milliardenschwere Rettungsschirme für Europa verabschiedet und sich im „Kampf gegen Rechts“ engagiert, steht nur noch der Souverän im Wege. Vielleicht sollte sich das Parlament, um mit Brecht zu sprechen, ein neues Volk wählen.

Gerd Kresse, Lagesbüttel

 

 

Zu: „Banalisierung des Heiligen“ von Georg Alois Oblinger, JF 52/11-1/12

Fabelhafter Hinweis

Der ausgezeichneten Analyse von Pfarrer Oblinger über die Deutung der christlichen Gedenk- und Feiertage und den Zeitgeist kann ich mich voll und ganz anschließen. Ergänzend sei auf die kurze Fabel „Das Wichtigste an Weihnachten“ von Johannes Hildebrandt hingewiesen!

Helmut Trella, Mannheim

 

 

Zu: „Patriotisch, ökologisch“ von Volker König, JF 52/11-1/12

Deutsche reif für Endlagerung?

Die Strahlenangst und Hysterie in Deutschland wird wie in keinem anderen Land ideologisch erzeugt. Es sollte einem zu denken geben, daß der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, kein Fachmann ist, sondern Diplomingenieur für Stadtentwicklung. Die Asse ist durch die Einlagerung nicht wirklich radioaktiver geworden, denn die dort natürlich vorkommende Radioaktivität ist um ein Vielfaches höher! Schließlich strahlt die ganze Erde von Natur aus. Es gibt seit alters her bewohnte Regionen mit bis zu 260 Millisievert (mSv) Strahlung ohne gesundheitliche Probleme. Zum Vergleich: Für Mitarbeiter in Kernkraftwerken gilt als Höchstdosis ein Wert von 20 mSv. Zudem: Jeder Mensch strahlt von Natur aus mit circa 8.000 Becquerel (Bq). Ist die Bevölkerung Deutschlands jetzt ein Fall für die Endlagerung?

Heinz Schiller, Ulm

 

Raffinierte Subventionen

Wurde die Kernkraft bei uns wirklich massiv gehätschelt? Meines Wissens hat sie bis jetzt etwa 17,2 Milliarden Euro für Forschung, Entwicklung und Anschubfinanzierung erhalten. Dagegen wurden die sogenannten erneuerbaren und alternativen Energien mit 43 Milliarden Euro subventioniert, ohne daß ein Ende absehbar wäre. Aber in diesem Fall erfolgt die Zahlung raffiniert nicht durch die öffentliche Hand, sondern weitgehend durch den Stromkunden.

Das umstrittene Endlager Gorleben für radioaktiven Abfall wurde nicht blindlings ausgewählt, und es ist wohl auch geeignet. Leider wurde die Klärung dieser Frage von Rot-Grün ausgesetzt. Die 17 Milliarden Euro öffentlicher Mittel für die Kernkraft haben sich durch die Einsparung von etwa 90 Milliarden Euro an Stromkosten doch wohl gelohnt!

Die durch Solarzellenfelder und Windparks zu erwartende finanzielle Belastung sowie die Schädigung von Natur und Landschaft nebst der erforderlichen Stromnetzerweiterung scheinen patriotisch-ökologsich so wenig zu stören wie die Frage: Wohin mit dem bereits verhandenen Atommüll?

Dr. K.-Jürgen Amthor, Meiningen

 

Gipfel der Unverfrorenheit

Angeblich „offenbarte“ Fukushima „auch die handfesten ökonomischen Risiken der Atomkraftnutzung“. Tatsächlich werden wir über die ökonomischen Risiken der Nichtnutzung der Kernkraft dank der Panikreaktion unserer Kanzlerin in absehbarer Zeit Genaues wissen: Steigende Lebenshaltungskosten im Vergleich zu den Nachbarländern und die Abwanderung stromintensiver Betriebe. Die Aussage, daß „eine Kilowattstunde Atomstrom sogar ein Mehrfaches der Solarstunde kosten“ würde, verrät eklatante Unkenntnis: Atomstrom kostet drei bis vier Cent pro Kilowattstunde (kWh), der Solarstrom jedoch – abhängig vom Alter der Anlage und ihrer Leistung – 29 bis 45 Cent/kWh.

Hinsichtlich der „ungelösten“ Endlagerfrage muß die Gegenfrage lauten: Wie organisieren andere Staaten, die mit viel größeren Mengen strahlenden Materials zu tun haben, eigentlich die „Endlagerung“? Daß diese Frage von interessierten Kreisen immer wieder als „ungelöst“ in den Vordergrund gerückt wird, ist allenfalls ein verständliches Propaganda-Argument. Denn Bundesumweltminister Trittin hatte seinerzeit die Erkundung von Gorleben mit einem zehnjährigen Moratorium eingestellt. Daß er kürzlich äußerte, die Endlagerfrage müsse endlich einer Lösung zugeführt werden, ist der Gipfel der Unverfrorenheit.

Dr. Friedrich Löffler, Wesseling

 

Defizit wissenschaftlicher Kritik

Die sattsam bekannten Behauptungen gegen die Kernenergie und ihre Endlagerung können nur deshalb immer wieder aufgetischt werden, weil sie nicht fachlich begründet und diskutiert werden. Die grüne Ideologie hat sich einer solchen Diskussion seit jeher hartnäckig verschlossen. Doch auch in der JF vermisse ich die auf wissenschaftlichen Kenntnissen beruhende Kritik an der Antikernkraft-Hysterie einschließlich der dringend notwendigen umfassenden Aufklärung zu diesem Thema. Wer sollte diese leisten, wenn nicht die JF?!

Wolfgang Ebeling, Hannover

 

 

Zu: „Schluß mit Kuscheln“ von Michael Paulwitz, JF 51/11

Furcht vor Racheakten vergessen

Hier werden die oft lächerlich geringen Strafen für ausländische Straftäter mit Zeitgeist, öffentlicher Stimmungsmache und ideologischer Voreingenommenheit begründet. Meiner Meinung fehlt da ein wesentlicher Grund. Ich hege den starken Verdacht, daß Staatsanwälte und Richter nicht selten Racheakte bei Verhängung von härteren Strafen befürchten. Jürgen Karasiak,

Frankfurt am Main

 

 

Zu: „Zitate“, Jan Heitmann, JF 51/11

„Schmidt Schnauze“ überheblich

Mit seinen auf dem SPD-Parteitag gemachten finanzpolitischen Ausführungen und seinen Nationalismusvorwürfen, gemünzt auf Frau Merkel und Herrn Schäuble, zeigt Helmut Schmidt zweierlei: Erstens den alternden narzißtischen Altkanzler, der sein pfleglich kultiviertes Image als weiser alter Staatsmann mit Besserwisserei und Überheblichkeit garniert. Zweitens dokumentiert er mit seiner massiven Unterstützung von Euro-Bonds, daß er ein alter Vertreter der Scheckbuchdiplomatie ist. Dabei unterläßt er es aber, mitzuteilen, woher – angesichts der signifikanten deutschen Verschuldung – zusätzliches Geld kommen soll, wenn nicht aus einer weiteren Verschuldung.

Dies ist rückwärtgsgewandt und von gestern! Daß die SPD diese Ausführungen johlend quittiert, zeigt, wohin mit einer SPD des gegenwärtigen Zuschnitts die wirtschaftspolitische Reise gehen würde. Armes Deutschland!

Bernward Ohm, Bonn