© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/12 20. Januar 2012

Frisch gepresst

Weltbürgerkrieg. Plakative Buchtitel wie Hans Meisers „Tschechen als Kriegstreiber“ weisen aus der Perspektive etablierter deutschen Zeithistoriker, die in großer Mehrheit eher die Geschichtsdeutung der Vertreiberstaaten adaptiert haben, auf einen „unseriösen“ Inhalt hin. Wer auf solche Abwehrreflexe nichts gibt, den führt Meisers historische Betrachtung weit hinaus über die im Titel versprochene Thematik, den Anteil des 1918 gegründeten „Saisonstaates“ Tschechoslowakei und ihrer nationalistischen Repräsentanten Tomáš Masaryk und Edward Beneš an der Zerstörung der Versailler Nachkriegsordnung Europas. Meiser bettet die tschechische Geschichte in die Schilderung des gegen das Deutsche Reich geführten „Weltbürgerkriegs“ ein und scheut sich auch nicht, die von Vertretern der historischen Zunft peinlichst gemiedene Frage nach der nahezu unerforschten Rolle anglo-jüdischer Organisationen in der internationalen Politik der 1930er Jahre zu stellen. Gerade weil Meisers Mut zu respektieren ist, tabuisierte Zonen der Zeitgeschichte aufsuchen, ist zu bedauern, daß sein beschränkter Anmerkungsapparat es billiger Kritik von volkspädagogisch konditionierten „Kollegen“ mitunter allzu leicht macht. (wm)

Hans Meiser: Tschechen als Kriegstreiber. Kramasch, Masaryk und Benesch – Zerstörer Europas. Grabert-Verlag, Tübingen 2011, gebunden, 445 Seiten, Abbildungen, 24,80 Euro

 

Neue Weltordnung. Wer das in jede Jackentasche passende Büchlein des Berliner Sozialwissenschaftlers Manfred Kleine-Hartlage gelesen hat, muß nie wieder Verschwörungstheorien bemühen, um seine Zeit in Gedanken zu erfassen. Mit Hilfe dieser glasklaren Analyse des Globalismus findet jedermann aus dem laufenden medialen Desinformationsbetrieb heraus und „blickt, was hier so abgeht“. Als „Vetospieler“ in globalistischen Strategiepapieren markiert, so des Verfassers These, sollen mit Familie, Volk, Nation, Religion alle denkbaren Solidargemeinschaften beseitigt werden, die der unumschränkten „Herrschaft der globalistischen Eliten“ entgegenstehen. Mit einer Anleihe bei dem Neomarxisten Hans-Jürgen Krysmanski nennt der Autor diese Konstrukteure der „Neuen Weltordnung“ den „Geldmachtkomplex“, der seinen Schwerpunkt bei den gut organisierten „Superreichen“ der USA habe. (gw)

Manfred Kleine-Hartlage: „Neue Weltordnung.“ Zukunftsplan oder Verschwörungstheorie? Kaplaken Band 30. Edition Antaios, Schnellroda 2011, gebunden, 94 Seiten, 8,50 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen