© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/12 27. Januar 2012

Blick in die Medien
RTL-Dschungelcamp: die Axt im PC-Urwald
Toni Roidl

Posten, Präsidenten, Politik? War da was? Das RTL-Dschungelcamp beherrscht Schlagzeilen und Stadtgespräch. Nachdem die Serie in den beiden Vorjahren wegen Zuschauererosion selbst schon reif für den TV-Urwald war, sind die Produzenten jetzt wieder obenauf – Menschen und Medien lieben das Niveau-Schlammbad.

Besonderen Spaß hat das Publikum an den gehässigen Sprüchen des Moderatorenteams. Der dicke Fruchtzwerg Dirk Bach und die ehemalige Lufthansa-Pilotin Sonja Zietlow verstärken die Pein der Camp-Insassen durch herabsetzende Kommentare. Zum Beispiel Bach über Brigitte Nielsen: „Die sieht aus wie der alte Rolf Eden.“ Hoa, hoa, schenkelklopf!

Niemand stört sich daran; wir sind ja tolerant und Spaß muß sein. Doch wer weiß, wie schnell der Spaß bei uns vorbei sein kann, wenn linke Ayatollahs gewisse Minderheiten diskriminiert sehen, muß sich über die Respektlosigkeit von RTL wundern.

Da lacht der grotesk gekleidete Bach fröhlich-frech: „Ailton ist ein bißchen wie der Koran – er läßt jede Menge Interpretationsspielraum.“ Schluck! Er hat „Koran“ gesagt! Fliegen jetzt die Steine auf RTL?

Die Mittvierzigerin Zietlow steht nicht zurück. Sie lästert über die berufsnackte Micaela: „Gleich sehen Sie Micaela im Bikini. Das ist für die so etwas wie ’ne Burka.“ Hält es da den Zentralrat der Muslime in Deutschland noch auf den Stühlen?

Und Bach legt nochmal sportlich nach: „Ailton im Karussell. Hat dich das nicht auch irgendwie an Döner erinnert?“ Und das, wo linke Sprachaufseher „Döner-Morde“ soeben zum „Unwort des Jahres“ gekürt haben! Ob Bach jetzt wegen „geistiger Brandstiftung“ dran ist?

Rudi Carrell wurde einst schon für harmlosere Witze zum Ziel moslemischer Empörung (Khomeini und Dessous). Aber wahrscheinlich gucken weder Ditib-Vertreter noch Claudia Roth das Dschungelcamp. Glück gehabt.

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