© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/12 27. Januar 2012

Hintergründiges zur Bologna-Bildungsreform
Humboldt ins Grab geredet
(ob)

Wie der Euro oder die Masseneinwanderung ins deutsche Sozialsystem sind auch die mit den Etiketten „Pisa“ und „Bologna“ versehenen „Bildungsreformen“ gegen den klaren Mehrheitswillen der Betroffenen durchgedrückt worden. Wie und von wem die inzwischen genau wie die EU-Einheitswährung gescheiterte „Ökonomisierung der Bildung“ vorbereitet wurde und wie ihre Realisierung zugleich die bestehenden Herrschaftsstrukturen als „gelenkte Demokratie“ ausweist, hat der Bonner Bildungsforscher Jochen Krautz bereits 2007 in seinem Werk über die „Ware Bildung“ aufgedeckt. Daß solche Aufklärung in der Schweigespirale verschwindet, hat den Autor nicht entmutigt. In einem Essay über die „Durchsetzungsstrategien von Pisa, Bologna & Co.“ (Forschung&Lehre, 11-2011) bleibt er am Ball. Hauptverantwortliche für die mißratene „Reform“ sind in Krautz’ Analyse OECD und EU, assistiert von der Bertelsmann-Stiftung. Ziel sei gewesen, mit neoliberaler Intention „Humboldt ins Grab zu reden“ und deutsche Schulen und Universitäten zu ruinieren. Denn was schwäche eine Volkswirtschaft, der man nicht anders beikommen könne, mehr, „als deren Bildungswesen zu torpedieren“? Kritische „Veto-Player“ habe man – mit breiter medialer Schützenhilfe die antinationale Karte ausspielend – leicht als „Strukturkonservative“ und „Ewiggestrige“ stigmatisieren können. (ob)

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