© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/12 03. Februar 2012

Meldungen

Eurovisionen in der SPD: Basis gegen Visionäre

DORTMUND. In der SPD Rheinbach macht sich deren Vorsitzender Folke Große Deters weltpolitische Sorgen. Kommunalen Hickhack hinter sich lassend, erspäht der in Bonn promovierte „Demokratietheoretiker“ in der EU eine gefährliche Legitimationslücke. Um die zu schließen, empfiehlt er, zusammen mit Sebastian Hartmann, Vorsitzender der SPD Rhein-Sieg und Mitglied der europapolitischen Kommission im Berliner Parteivorstand, den Eurokraten, ihre Krise produktiv zu nutzen und mit dem neuen „Legitimationssubjekt europäisches Volk“ endlich „eine demokratische Neugründung zu wagen“. Da der Euro-Raum nach Einschätzung beider Provinzstrategen „vor dem Kollaps“ stehe, müsse der Abschied von seiner unrühmlichen Vergangenheit „radikal“ ausfallen. „Kernbereiche nationaler Identität“ dürfe die neue EU-Verfassung daher nur in „eng begrenzten Ausnahmen“ zulassen. Moderater und „nationaler“ gibt sich im selben Heft der Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft (6-2011) der Bochumer Soziologe Walther Müller-Jentsch: Bevor der „angloamerikanische (Turbo-)Kapitalismus“ triumphiere, sollte auf den Resten des „rheinisch-sozialstaatlichen Kapitalismus“ das „Soziale Europa“ erstehen. (jr) www.spw.de

 

Afghanistan 2014: Sicher ist Talibans Wiederkehr

BONN. Das Gesundheitssystem sei erheblich verbessert worden und Mädchen könnten öffentliche Schulen besuchen. Damit erschöpfen sich für den Publizisten Henning Bartels die deutschen „Aufbauerfolge“ in Afghanistan jedoch schon (Europäische Sicherheit, 1-2012). Seine ernüchternde Analyse ähnelt sich der von vielen Experten. Es sei nach zehnjähriger Intervention am Hindukush nicht gelungen, stabile und sichere Verhältnisse zu schaffen. Die Korruption, der Drogenanbau und die Vetternwirtschaft belasten unter dem Kabuler Karzai-Regime weiterhin die rudimentär entwickelte Zivilgesellschaft des Landes. Auf diesen Problemfeldern habe sich „kaum etwas“ getan. Die Taliban könnten daher in Ruhe in den sicheren Bereitstellungsräumen im Süden und Osten des Landes abwarten, bis 2014 die meisten Kampftruppen der Nato-Staaten abgezogen würden. Sie dürften dann ihren zurückgedrängten Einfluß wieder geltend machen, ohne daß die bis dahin voll einsatzbereite afghanische Armee und Polizei dies verhindern könne. (dg) www.europaeische-sicherheit.de

 

Erste Sätze

Die Geschichte des antiken Roms ist der außerordentliche Vorgang, wie sich eine Stadt zu einem Reich erweitert und sich eine irdische Macht zum Herrschaftsbegriff für ein ganzes Weltalter vergeistigt.

Harald Fuchs: Der geistige Widerstand gegen Rom in der antiken Welt, Berlin 1938

 

Historisches Kalenderblatt

6. Februar 1942: Das Oberkommando der Wehrmacht ordnet an, daß der letzte lebende Sohn von Familien, von denen bereits mehrere Söhne im Krieg gefallen sind, notfalls auch gegen seinen Willen vom Fronteinsatz in die Heimat abgezogen wird.

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