© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/12 03. Februar 2012

Frisch gepresst

Roosevelt und Hitler. Ein Buch, das die Namen des 32. US-Präsidenten und des vorletzten deutschen Reichskanzlers gegenüberstellt, im Untertitel verheißend, ihre „Todfeindschaft“ schildern zu wollen, könnte als Vergleich zweier Politiker mitsamt einer Darstellung der von ihnen personifizierten Gesellschaftsordnungen angelegt sein. Tatsächlich hat Ronald D. Gerste, „Wissenschaftskorrespondent“ in Washington, nur eine über weite Strecke peinliche Hagiographie Roosevelts verfaßt, die Adolf Hitler und „Nazi-Deutschland“ eher am Rande und überwiegend im Stil der seit 1935 produzierten Hollywood-Wochenschau „March of Time“ abhandelt. In der Kontinuität jener propagandistischen „Dehumanisierung der Deutschen“ nutzt Gerste Hitler lediglich als Kontrastfigur, um seinen präsidialen Helden in lichte Heilsbringer-Höhen zu befördern, wobei unschöne Schattenseiten wie Roosevelts Karriere als Börsenspekulant oder das grandiose Scheitern seiner Innenpolitik entweder ganz verschwiegen oder beschönigt werden. (kj)

Ronald D. Gerste: Roosevelt und Hitler. Todfeindschaft und totaler Krieg.Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2011, gebunden, 312 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro

 

Weserübung. Neben Hans- Joachim Schoeps galt Walther Hubatsch als der einzige „Preußenhistoriker“ der Bonner Republik. Mit einer solchen Zuschreibung ist das Lebenswerk dieses Energiebündels aber nur unzureichend erfaßt. Der gebürtige Königsberger Hubatsch (1915–1984), der zwischen Fronturlauben Promotion und Habilitation meisterte, und der 1943/44 als stellvertretender Kriegstagebuchführer im OKW half, Geschehen zu Geschichte zu formen, ist auch einer der rührigsten Zeithistoriker seiner Generation gewesen. Ungeachtet des desolaten, vom Krieg gezeichneten Zustands deutscher Archive und Bibliotheken konnte er bereits 1952 eine so penible wie umfassende Arbeit über die deutsche Besetzung Dänemarks und Norwegens im Frühjahr 1940 erstellen, die er 1960 erweiterte und die bis heute ihren Rang als Standardwerk behauptet. Unwiderleglich weist Hubatsch darin nach, daß die Wehrmacht einer britisch-französischen Intervention, einem alliierten Neutralitätsbruch in Skandinavien, nur um Stunden zuvorkam. Diese zweite Auflage ist jetzt für etwa die Hälfte des antiquarisch teuren Originals zu bekommen. (ob)

Walther Hubatsch: „Weserübung“. Die deutsche Besetzung von Dänemark und Norwegen 1940. Sonderausgabe. Helios Verlag, Aachen 2011, gebunden, 586 Seiten, Abbildungen, 39,90 Euro

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