© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/12 03. Februar 2012

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Die Kirche unter Druck“, JF 5/12

Weil sie schreiten Seit’ an Seit’ ...

In der eilfertigen Teilnahme am „Kampf gegen Rechts“ wird die einseitige Politisierung kirchlicher Strukturen sichtbar. Seit’ an Seit’ mit linksextremistischen Organisationen und Agitatoren betätigen sich besonders protestantische Pastoren und linke Kirchengruppen als ideologische Einpeitscher. Dabei entfernen sie sich immer stärker von Seelsorge und Verkündung des Wortes Gottes, um sich einem windigen Zeitgeist zu verschreiben. So umarmt die einstige Volkskirche atheistische und säkulare Ideologen, während sie vor ihrer ureigenen Kernaufgabe, der geistigen und sittlichen Werteorientierung auf der Basis der christlichen Botschaft, zunehmend kapituliert. Daß dieser Prozeß nun auch in der katholischen Kirche am Beispiel dieses mutigen katholischen Priesters sichtbar wird, zeigt deutlich, daß auch hier der Zeitgeist eingebrochen ist.

Konrad Zimmer, Königsberg / Franken

 

 

Zu: „Nicht im deutschen Interesse“ von Günther Deschner, JF 5/12

Zwei Gründe fehlen noch

Der internationale und deutsche Militäreinsatz in Afghanistan scheitern noch aus zwei weiteren Gründen: Der erste ist das Wissen jedes Afghanen darum, daß sie in drei Kriegen (1838–42, 1878–80 und 1919/20) die Weltmacht Großbritannien besiegt und ihre Unabhängigkeit erkämpft haben und daß sie diese erneut von 1979–1989 siegreich gegen die damalige Weltmacht UdSSR verteidigten. Dieser Stolz treibt die Afghanen noch heute. Der zweite Grund ist die unbestreitbare Tatsache, daß die Deutschen nicht, wie 1915/16 zur Zeit der Niedermayer-Hentig-Expedition, für nationale Interessen tätig sind.

Dr. phil. Albrecht Jebens, Uhldingen

 

 

Zu: „Weggeschaut“ von Jan Mainka, JF 5/12

Doppelmoral der EU-Kommission

Wenn es noch eines Beweises für die Doppelmoral der EU-Kommission bedurfte, mit der Einleitung des Defizitverfahrens gegen Ungarn – wegen zu hoher Staatsverschuldung – hat man ihn gleich selbst geliefert. Während Pleiteländer wie Portugal, Irland, Spanien, Italien sowie das die Eingangskriterien fälschende Griechenland straffrei ausgehen und sogar mit neuem Geld politisch und wirtschaftlich am Leben erhalten werden, senkt man bei Ungarn den berühmten Daumen.

Dabei gerät eines völlig in Vergessenheit: Durch linksliberale Vorgängerregierungen (2002–2010) hatte bei Orbáns Regierungsantritt im April 2010 die Verschuldung bereits ein Ausmaß erreicht, das faktisch einem Staatsbankrott gleichkam. Im internen Kreis hatte Ex-Premier Ferenc Gyurcsány sogar zugegeben, in Finanzfragen das Volk jahrelang belogen zu haben. Mithin erweist sich die geheuchelte Finanzverantwortung der EU lediglich als Druckmittel, um die unbotmäßige Orbán-Regierung in die Knie zu zwingen und sie zur Aufgabe ihrer tradierten Kulturpolitik zu bewegen.

Peter Weiler, Bobenheim-Roxheim

 

 

Zu: „Zwischen Skylla und Charybdis“ von Fabian Grummes, JF 5/12

Wirtschaftsführer lammfromm

Wolfgang Reitzle gebührt der Dank aller Deutschen, da er offen aufgezeigt hat, daß eine immer höhere Verschuldung des Euro, wie sie durch die sogenannten Euro-Rettungsschirme eingeleitet und durch die geplante Fiskalunion – ein fast krimineller Verstoß gegen EU-Recht – ins Uferlose erweitert wird, zur endgültigen Vernichtung des Euro führt. Deutschland, das bereits heute schon aus ungedeckten Schulden für die Beamtenversorgung in Höhe von 1,4 Billionen Euro, zusammen mit bestehenden Staatsschulden in Höhe von 2 Billionen und den diskutierten Rettungsschirmen in Höhe von bis zu 2 Billionen einen Schuldenberg von circa 5,4 Billionen Euro vor sich herschiebt, wird demnächst auch seine Bonität verlieren. Da fast alle europäischen Länder vor dem Bankrott stehen, muß letztlich Deutschland wegen der Bürgschaften für alle Schulden einstehen. Nicht die Ratingagenturen sind am kommenden wirtschaftlichen Zusammenbruch der europäischen Staaten schuld, sondern deren total unfähige Politiker. Warum protestieren eigentlich nicht auch andere Wirtschaftsführer in Deutschland, bevor auch Deutschland gänzlich ruiniert ist?

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „‘Das ist Schwachsinn’“, Udo Pollmer im Gespräch, JF 4/12

Ideal: Gezielte Widerworte

Vielen Dank für das amüsante Interview mit Udo Pollmer! Alles rund um die Ernährung wird in den Medien zu oft mit einem übertriebenen Sendungsbewußtsein – nicht selten ideologiebehaftet und oberlehrerhaft – ausgewälzt, daß einem schier der Appetit vergeht oder man sich dazu veranlaßt fühlt, die „ungesunden“ Leckereien nur im Dunklen und verstohlen zu verzehren. Moritz Schwarz war ein idealer Gegenpart mit gezielten Widerworten, die Pollmer urwüchsig und unterhaltsam parierte. Ich habe sehr gelacht, und die Handvoll Erdnüsse schmeckte auch gleich besser. Übrigens, auch ich achte auf die Ernährung und versuche dasselbe meinen Kindern zu vermitteln. Aber Essen darf auch Genuß sein und sollte nicht zur ernährungsphysiologischen Manie werden.

Dr. Jörg Rühle, Berlin

 

Unglaubliche Unkenntnis

Die Fragestellungen an Udo Pollmer zeugen von einer unglaublichen Unkenntnis des Interviewers. Seit Jahrzehnten lebe ich nach Helmut Wandmaker, hochdekorierter Wehrmachtsoffizier und späterer Rohkostpionier. Nicht zuletzt deshalb habe ich drei Herzinfarkte und zwei Schlaganfälle überlebt. Obwohl mir manche Wortwahl von Udo Pollmer nicht zusagt, scheint er doch ganz offenkundig eine tiefe Erkenntnis zu besitzen.

Werner Greitschus, Wunstorf

 

Diese Polemik geht zu weit

Grundsätzlich ist es sympathisch, wenn sich jemand „politisch inkorrekt“ zu teils pseudo-religiösen Ernährungsfragen äußert. Bei Udo Pollmer geht die Polemik zu weit. Die Frage, welche Auswirkungen ein erhöhter Salzkonsum hat, ist komplex. Neben großen populationsbasierten Analysen, wie der Intersalt-, TOPH- und DASH-Sodium-Studie, gibt es weitere Arbeiten (etwa von der Erlanger Arbeitsgruppe um Jens Titze, publiziert 2009 in Nature Medicine), die große Bedenken bezüglich der Schädlichkeit eines erhöhten Kochsalzkonsums aufwerfen. Ebenso einseitig ist die Aussage, zuviel salzfreies Wasser führe zu Lungenödem, denn salzhaltiges Wasser führt noch viel schneller dazu. Weiterhin ist keineswegs klar, ob die Binsenweisheit „Viel trinken ist gut für die Niere“ nicht doch richtig ist. Eine 2011 in Nephrology publizierte australische Studie zeigte ein erniedrigtes Risiko für Nierenschwäche, wenn mindestens drei Liter pro Tag getrunken werden.

Dr. Sebastian Riethmüller, St. Gallen

 

Aus hohlem oder vollem Bauch?

So geht es nun wirklich nicht! Nach mehr als 40jähriger ärztlicher Praxis mit viel Ernährungsberatung vermute ich, daß Pollmer aus dem hohlen – oder zu vollen – Bauch heraus fabuliert. Sonst wüßte er, daß sich der Mensch genetisch seit dem Neandertaler nicht verändert hat. Und dem stand kein Müller zur Seite, auch kannte er Schokolade nicht, geschweige denn all die Milchprodukte. Er war Sammler und Jäger und dennoch in der Lage, sich weiterzuentwickeln.

Wenn nun die Industrialisierung, die nur gut 200 Jahre währt, eingerechnet wird, dann ist das ein Wimpernschlag auf der Zeittafel der Menschheit. Was in dieser kurzen Spanne neu auf den Markt kam (Auszugsmehl, Raffinadezucker oder die Kuhmilch mit ihren Abwandlungen), das kann doch nicht ernsthaft als das „Gelbe vom Ei“ angesehen werden! In einem ist Pollmer zuzustimmen: Das Getreide kam erst mit der Seßhaftwerdung im sogenannten Fruchtbaren Halbmond (Zweistromland) vor zirka 10.000 Jahren auf die Speisekarte, hat also mit der ursprünglichen menschlichen Nahrung wenig zu tun und mag daher für viele schwer verträglich sein. Es wäre besser gewesen, wenn Pollmer dem Unsinn heutiger Ernährungsgewohnheiten entgegengewirkt hätte, statt der Beliebigkeit das Wort zu reden. Das Ergebnis sehen wir in der massiven Zunahme der ernährungsbedingten Ungesundheiten mit dem stetigen Anwachsen der Behandlungskosten.

Dr. Heinrich Kuhn, Altensteig

 

 

Zur Meldung: „Klimageschichte: Daten aus zwei Millionen Jahren“, JF 4/12

Das erinnert an Kaffeesatzleserei

Das Untersuchen von Eisbohrkernen erinnert an Kaffeesatzleserei, denn es wurden schon völlig konträre Ergebnisse herausgelesen. Bessere Fakten über das zu einer bestimmten Zeit herrschende Klima liefert die Archäologie. So wurde durch Ausgrabungen bewiesen, daß sich im Mittelalter die Weinanbaugebiete bis nach England erstreckten. In Deutschland gediehen Feigen, Mandeln und Granatäpfel bis ins 13. Jahrhundert. Am Polarkreis sowie in Grönland – Grünland! – wurden Ackerbau und Viehzucht betrieben. Die Gletscher in den Alpen waren viel kleiner als heute oder gar nicht vorhanden, wie jetzt aus dem Eis auftauchende Siedlungen und Wälder beweisen.

Des weiteren wird behauptet, daß die Antarktis seit 30 Millionen Jahren unter einer dicken Eisschicht liegt. Tatsächlich aber gibt es mittelalterliche Weltkarten (Piri Reis, Buache, Mercator, Finaeus, Zeno), die die Antarktis ebenso wie Grönland mit allen Details wie Bergen, Flüssen, Küstenlinien eisfrei zeigen. Daß diese Angaben der Wirklichkeit entsprachen, konnte erst 1958 mit speziellen Satellitenaufnahmen bestätigt werden. Waren die Ersteller dieser Landkarten Hellseher oder muß die Geschichte neu geschrieben werden?

Heinz Schiller, Ulm

 

 

Zum Leserbrief: „Zuviel des Gedenkens und Lobes“ von Paul Schweiger, JF 4/12

Kein Überfall in Friedenszeiten

Mit dieser Zuschrift zu Friedrich II. bin ich so nicht einverstanden. Preußen war zu jener Zeit schwach und zerstückelt, man verspottete Friedrich als den König der Grenzen. Umgeben war Preußen von Großmächten wie Rußland oder Österreich. Es gab einen alten Streit zwischen Brandenburg und der Kurpfalz um die Herzogtümer Jülich und Berg, was den Großmächten ein bequemes Katz-und-Maus-Spiel mit Preußen ermöglichte.

Zudem lagen in Schlesien ein paar kleine Herzogtümer: Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlau, die rechtmäßig vor Jahren an Preußen hätten kommen müssen. Das gab einen Rechtsgrund gegenüber der Pragmatischen Sanktion der Habsburger. Vor allem aber wollte Friedrich II. mit Schlesien seinem zersprengten Preußen eine Figur geben, wie es ihm gebührte. Insofern sollte man nicht einfach von einem Überfall in Friedenszeiten sprechen.

Reiner Galinsky, Langen

 

 

Zu: „Es ist die Demographie, Dussel!“ & „‘Das Schlimmste, was mir je passiert ist’“, Peder Jensen „Fjordman“ im Gespräch, JF 3/12

„Finis Germaniae“: Ein Vorwort

Beides gehört zusammen, die Demographie ist nicht losgelöst vom Vormarsch des Islams im Westen zu betrachten. Erst die Kombination von Bevölkerungsimplosion und Masseneinwanderung aus islamischen Ländern macht die gegenwärtige Entwicklung zu einer existentiellen Gefahr – nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa. Die Feststellung des Geburtenrückgangs ist ja nicht mehr brandneu, aber entsprechende Buchveröffentlichungen – etwa Horst Stein („Die lautlose Katastrophe – ohne Kinder keine Zukunft“, 1986) oder von Patrick J. Buchanan („Der Tod des Westens – Geburtenschwund und Masseneinwanderung bedrohen unsere Zivilisation“, 2002) haben offenbar nicht gefruchtet. Im letzteren Titel nennt Buchanan in seinem Vorwort „Finis Germaniae“ prägnant die entscheidenden Gründe für den Niedergang: Neben dem Absterben des christlichen Glaubens, an dessen Stelle der Hedonismus getreten ist, zählen dazu auch der Verlust von nationaler oder kultureller Mission. Der dritte Grund bestehe in der Selbstanklage der westlichen Eliten, der zufolge das Abendland unverzeihliche Sünden begangen habe, für die es nun endlos und immerfort Sühne zu leisten und Buße zu tun habe. Dabei ist keine Nation oder Kultur frei von historischer Schuld.

Hans Wirtz, Neubiberg

 

 

Zu: „Der Getriebene“ von Elliot Neaman, JF 2/12

Der Verpflichtete und Bedrohte

Wem Newt Gingrich verpflichtet ist, enthüllt der US-Blog „thinkprogress.org“. Diesem zufolge ist dessen Hauptsponsor seit vielen Jahren der Kasino-Magnat Sheldon Adelson aus Las Vegas. Der Milliardär stiftete 8 Millionen Dollar für Charterflüge in Wahlkämpfen Gingrichs sowie weitere (dementierte) 20 Millionen Dollar. Adelson, ein zionistischer Hardliner, sitzt im Vorstand der Vereinigung jüdischer Republikaner und legte sich sogar mit der einflußreichsten Organisation der Israel-Lobby in den USA, der Aipac, an, als diese Friedensgespräche mit den Palästinensern befürwortete: Das sei Selbstmord! Er ist Freund von Netanjahu, dessen Likud-Partei er mit seiner kostenlosen israelischen Tageszeitung Hayom unterstützt. So erstaunt es auch nicht, daß Gingrich die Palästinenser als „Terroristen“ und ein „erfundenes“ Volk bezeichnet.

Allerdings könnte Gingrich im Wahlkampf die enge Verbindung zu seinem Mentor schaden: Adelson brachte für eine lukrative Kasino-Konzession im chinesischen Sonderverwaltungsgebiet Macau offenbar ein chinakritisches Gesetzesvorhaben des Kongresses zu Fall und zog sich damit den Zorn der mächtigen, wegen der Christenverfolgung in China besorgten fundamentalistischen christlichen Rechten in den USA zu.

Gustav Fröhlich, Berlin

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