© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/12 17. Februar 2012

Der Weltklimarat irrt
Energiepolitik: Der RWE-Manager Fritz Vahrenholt und der Geologe Sebastian Lüning erklären, warum die Klimakatastrophe nicht statt ndet
Klaus Peter Krause

Längst gibt es etliche Bücher, die sich fundiert gegen den Kohlendioxidwahn und die Klimaschutzpolitik richten. Aber sie stießen kaum auf mediales Interesse, und Breitenwirkung konnten sie schon gar nicht entfalten – selbst wenn sie ein Staatspräsident mitverfaßt hat (Václav Klaus: Blauer Planet in grünen Fesseln, Verlag Carl Gerold’s Sohn 2007). Das dürfte sich mit dem Buch „Die kalte Sonne“ ändern. Und der Untertitel „Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet“ ist ein Aufreger für jene, die dieses CO2-Katastrophen-Märchen noch immer erzählen oder es sich haben aufschwatzen lassen.

Der Buchinhalt ist im wesentlichen ein alter Hut, aber es kommt wohl darauf an, wer ihn sich aufsetzt und wann. Plötzlich herrscht helle Aufregung, denn einer beiden Autoren, Fritz Vahrenholt, arbeitete beim Umweltbundesamt und beim Umweltministerium in Hessen. 1978 veröffentlichte er zusammen mit dem Biochemiker Egmont Koch das in mehrfacher Auflage erschienene Buch „Seveso ist überall – Die tödlichen Risiken der Chemie“. 1983 folgte das nicht minder kritische Buch „Die Lage der Nation. Umwelt-Atlas der Bundesrepublik“. Von 1991 bis 1997 war Vahrenholt SPD-Umweltsenator in Hamburg. Derzeit ist er RWE-Manager.

Ist Vahrenholt ein vom CO2-Saulus zum Paulus Bekehrter? Vielleicht aber ist die Zeit auch reif für ein Umdenken. Wohl lassen sich Tatsachen erstaunlich lange unterdrücken und Menschen indoktrinieren, aber auf Dauer geht das nicht. Vahrenholt hat (im Gegensatz zu seiner und anderen Parteien) die sich anbahnende Wende wohl erkannt – und schert nun rechtzeitig aus dem Lager der sogenannten Klimaschützer aus.

Sein Mitautor ist der Geologe und Paläontologe Sebastian Lüning. Zudem enthält das Buch vier Gastbeiträge renommierter Physiker. Dennoch ist alles leicht verständlich und sprachlich gut geschrieben. Wer es zur Hand nimmt, erfährt, daß die vielerseits behauptete Klimakatastrophe nicht stattfindet sowie daß es Sonnenzyklen gibt und die Sonne unterschiedlich strahlt – was zumindest früher schon auf Schulbänken im Physikunterricht vermittelt wurde und zum Allgemeinwissen gehören sollte. Die Buchautoren nennen dieses bekannte Phänomen die „pulsierende Sonne“. Sie beschreiben die Sonnenflecken, die verschiedenen Aktivitätszyklen des Kernfusionsreaktors Sonne und die dokumentierten klimatischen Auswirkungen dieser Zyklen. Derzeit ist die Sonne relativ „kalt“ – daher der Buchtitel. Für den, der das alles nicht weiß, ist dies sehr informativ, und für den, der es nicht (mehr) so genau weiß, eine gute Wissensauffrischung. Allerdings ist es schon erstaunlich, die Sonne „als Auslöser von Klimaschwankungen“ zu entdecken, obwohl es für jedermann offenkundig ist, daß allein die Sonne dieses Leben auf der Erde überhaupt möglich macht und daher auch für deren Klima verantwortlich sein muß. „Eine kleine Temperaturgeschichte“ findet sich in Kapitel 4. Hier wird erklärt, wie das Klima in der Vergangenheit „funktionierte“.

Ins Gericht gehen die beiden Autoren mit dem sogenannten Weltklimarat der Uno (Intergovernmental Panel of Climate Change/IPCC). Vahrenholt schildert, wie er mißtrauisch wurde und sich dies als richtig bestätigte. Daß es „unverstandene Klimaverstärker“ gibt, beschreibt Kapitel 6. Einen „Blick in die Zukunft gibt Kapitel 7. Und wie Klimawissenschaftler versuchen, die Gesellschaft zu verändern, findet man in Kapitel 8 über die „Große Transformation“.

Wer mit dem Lesen des Buches jetzt aus allen Wolken fällt und sich maßlos wundert, hätte sich natürlich längst kundig machen können. Aber auch der Chemieprofessor Vahrenholt selbst ist aus allen Wolken gefallen. Sehr offen schildert er das gleich zu Beginn des ersten Kapitels. Nicht in allem mag man Vahrenholt und Lüning folgen. Aber das Buch ist empfehlenswert, auch deswegen, weil es benennt, wie vieles noch nicht verstanden wird, wie vieles noch unsicher und unbewiesen ist. Das sind alles Ohrfeigen gerade für den IPCC.

Warum beide Autoren zwar mit dem CO2-Märchen aufräumen, aber zugleich die „erneuerbaren Energien“ propagieren, ist leicht zu erklären: Vahrenholt war von 2001 bis 2007 Chef des Hamburger Windkraftunternehmens REpower Systems. Seit 2008 ist er Geschäftsführer bei RWE Innogy – der Tochtergesellschaft des Essener Energiekonzerns für erneuerbare Energien. Lüning arbeitet beim Öl- und Gasunternehmen RWE Dea AG. Vor allem Vahrenholt muß die Sorge bewegen, daß sein Windkraftgeschäft darunter leiden könnte, wenn die Notwendigkeit von Strom aus Wind- und Sonnenkraft weiterhin mit der CO2- und Klimaschutzlügerei begründet wird. Und: Windstrom braucht zur Netzstabilität und als Ausgleich für Windflauten schnell einsatzfähige Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerke.

Den wahren Beweggrund für das Buch belegt das Kapitel „Eine neue Energie-Agenda entsteht“: Die fossilen Energieträger erschöpfen sich (irgendwann), der Energiebedarf steigt, Kernkraftstrom hat schwer gegen das Fukushima-Trauma zu kämpfen, also müssen andere Energiequellen her: die „Erneuerbaren“ – das ist Wasser auf die Mühle von RWE Innogy. Ohnehin ist die CO2-Vermeidung wahnwitzig teuer, schon daher unvertretbar, und sie wird von vielen Staaten (darunter den USA und China) abgelehnt. Nur eines zählt noch: den steigenden Energiebedarf sichern.

So vernünftig das Sichern der Energieversorgung ist, so unvernünftig ist es, dies mit dem Zwangseinspeisen von „Öko-Strom“ und dem gesetzlichen Abnahmepreis (Erneuerbare-Energien-Gesetz/EEG) für diesen Strom zu tun. Wohl darf der Staat Forschung (begrenzt) subventionieren, nicht aber direkt in den Markt eingreifen, wie das mit dem EEG geschieht. Das wird im Buch ausgeblendet, denn Vahrenholts RWE-Geschäft profitiert davon.

Fritz Vahrenholt, Sebastian Lüning: Die kalte Sonne. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2012, 448 Seiten, gebunden, 24,99 Euro.

Foto: Aufbau von Offshore-Windanlage: Für die Netzstabilität und für Windflauten sind schnell einsatzfähige Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerke nötig

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