© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/12 17. Februar 2012

Tod auf Bestellung
In den Niederlanden wird ab März die ambulante Sterbehilfe eingeführt
(idea)

Die geplante Ausweitung der aktiven Sterbehilfe in den Niederlanden stößt bei Kirchenvertretern, Lebensrechtlern und Ärzten auf Kritik. In Den Haag soll am 1. März eine „Lebensendeklinik“ eröffnet werden.

Sie ist für Patienten gedacht, denen ein Arzt den Wunsch nach aktiver Sterbehilfe nicht erfüllen will. Nach Angaben der „Niederländischen Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende“ sollen dabei auch sechs ambulante Teams zum Einsatz kommen, die jeweils aus einem Arzt und einem Krankenpfleger bestehen. Sie sollen Betroffene zu Hause aufsuchen und dort die lebensbeendenden Maßnahmen durchführen. In den Niederlanden ist aktive Sterbehilfe seit April 2002 dann erlaubt, wenn ein Patient unerträglich leidet, aussichtslos krank ist und mehrfach um die Tötung gebeten hat. In den Niederlanden werden jährlich rund 2.500 solcher Euthanasie-Fälle bei den zuständigen Kommissionen gemeldet.

Der Vizepräsident im EKD-Kirchenamt, Friedrich Hauschildt, sprach sich angesichts der geplanten „Lebensendeklinik“ gegen aktive Sterbehilfe aus. Dahinter stehe die Vorstellung, daß sich menschliche Selbstbestimmung auch auf den Anfang und das Ende des Lebens erstrecke. Die Kirche könne diese Ansicht nicht teilen. „Wir betrachten das Leben als Gabe von Gott, über die wir nicht einfach verfügen können“, sagte Hauschildt am 9. Februar in einem Interview mit ERF Medien.

Die Bundesvorsitzende der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL), Mechthild Löhr, bezeichnete die Einführung der ambulanten Sterbehilfe als „Tod auf Bestellung“ und als „kultivierte Form der Barbarei“. Der Tod werde kommerzialisiert. Es bestehe die Gefahr, daß es ein „Jedermann-Angebot“ werde, sagte Löhr der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Es sei erschreckend, daß die ambulante Sterbehilfe als Fortschritt angepriesen werde. Löhr sprach sich stattdessen für den Ausbau der ambulanten Hospiz-Dienste und der Palliativversorgung in ganz Deutschland aus.

„Eine fürsorgliche Medizin am Lebensende ist die deutsche Alternative zur aktiven Sterbehilfe, wie sie in den Benelux-Staaten erlaubt ist“, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, in Düsseldorf. Es bleibe seine tiefste Überzeugung, daß das Töten nicht ins Handwerkszeug von Ärzten gehöre. Es dürfe kein gesellschaftliches Klima entstehen, das Sterbehilfe für Menschen, die Angst vor körperlichen Schmerzen, seelischen Nöten oder Vereinsamung haben, zum Mittel der Wahl mache. (idea)

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