© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/12 24. Februar 2012

Neuer Kredit für Griechenland
Nach oben offen
Bernd-Thomas Ramb

Erwartungsgemäß haben die Euro-Retter Griechenland einen weiteren Kredit von 130 Milliarden Euro eingeräumt, damit das Land nicht im März den Staatsbankrott erklären muß. Die gleichzeitig festgelegte „freiwillige Beteiligung“ der privaten Gläubiger griechischer Staatsanleihen in Höhe von zunächst 100 Milliarden Euro mußte allerdings nochmals aufgestockt werden. Die „Freiwilligkeit“ der Banken und Versicherungen steht offensichtlich in der Disposition der Euro-Staaten. Mindestens fünf Milliarden Euro fehlten den Euro-Beschützern noch, um das Planziel zu erreichen, den Schuldenstand Griechenlands bis zum Jahr 2020 auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken. Sonst würden nur 120,5 Prozent erreicht.

Allen Ernstes wagt die Rettungsrunde solche punktgenauen Lang-fristprognosen. Wobei das Feilschen um die Nachkommastellen gut zur Basar-Qualität der Euro-Währung paßt. Formal begründet ist dies durch das Buhlen um die volle Mitwirkung des Internationalen Währungsfonds, der seine Hilfe um 60 Prozent reduzieren will. Der IWF traut weder Griechenlands Reformfähigkeit noch seiner wirtschaftlichen Erholung – zumindest nicht in dem Umfang, wie die Rettungsplaner sich dies erhoffen. Die eben mühsam verhandelten Hilfsgelder werden sicher nicht die letzten sein – und bereits im März nach oben revisionsbedürftig, wenn der IWF über seinen Anteil beschließt.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen