© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/12 02. März 2012

Grüße aus Wien
Werbewatscher
Michael Howanietz

Kaum zeigt sich der himmlische Feuerball, nach finsteren Permafrostwochen, vermehrt in Frühlingslaune, drohen mit den Wolkenschleiern auch andere Hüllen zu fallen. Befürchtet jedenfalls die für Integration und Frauenfragen zuständige Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Deshalb wurde von ihr und der grünen Gemeinderätin Monika Vana die Wiener „Werbewatchgroup“ vorgestellt, um namentlich Frauen vor „sexistischer“ Werbung zu schützen.

Die Wiener sind nun aufgerufen, Verstöße gegen den diesbezüglichen Kriterienkatalog, der gemeinsam mit der Grazer „Watchgroup“ erarbeitet wurde, zu melden. Plakate, Inserate, Werbe- oder Radiospots werden zum Stein des Anstoßes gemacht.

Ob damit der Stein des Weisen gefunden ist? Frauenbergers Ziel ist, daß „in Wien jede Frau sicher, selbstbestimmt und frei von Sexismus leben kann.“ Nun haben die Sicherheitsdefizite in Wien fraglos andere Ursachen als „sexistische“ Bekleidung. Und manch eine selbstbestimmte Frau, die Frauenberger im kritischen Auge hat, zeigt ihren Körper dem Vernehmen nach frei jeglicher Fremdbestimmung.

Die Verstärkung von Rollenbildern und Geschlechterklischees sowie die Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen werden von den Sexismusjägern als Motivation ihrer Arbeit genannt. Als gut wird die Werbung bewertet, bei der sich frau in Outdoorbekleidung im Zentrum des Bildes befindet: „Sie geht voran, hinter ihr geht ein Mann. Ihr Blick ist nach vorne gerichtet.“ Schlecht ist die Bikinifrau auf dem Rasenmäher.

Weshalb mit nackter Haut lockende Werbesujets – über deren ästhetischen Wert mitunter trefflich gestritten werden kann – zur Gewalt gegen Frauen führen sollen, erklärt die Stadträtin, die sich seit Jahren für den „Burkini“, die Burka fürs Bad, also dem Ursymbol gelebter Frauenrechte, stark machte, nicht. Aber immerhin vertritt sie eine Stadtregierung, die Sadomaso-Kurse fördert, in denen es mutmaßlich – fast – gewaltfrei zugeht.

Sex Free im städtischen Beauty Free-Shop ist der neue sozialistische Heilsweg für ein nachhaltigeres Auseinanderleben der vom Ärger über massive Gebührenerhöhungen seitens der Stadtregierung geeinten Geschlechter. Die neue Prüderie hat dabei zukunftsweisende Methode: Einem Nackten läßt sich nur schwer in die Tasche greifen.

www.werbewatchgroup-wien.at

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