© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/12 09. März 2012

Blutsauger mit Panzerrüssel
Von Riesenfl öhen und Riesenpinguinen: Paläontologen entdecken und präsentieren vor Jahrmillionen ausgestorbene Tiere
Richard Stoltz

Aufatmen bei den Paläontologen und Vorzeitforschern. Die haben sich schon immer gefragt, wie sich denn einst die Flöhe auf den gewaltigen Leibesflächen der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren hätten zurechtfinden können. Schließlich ist ein Floh nicht länger als vier, fünf Millimeter, ein Tyrannosaurus Rex indessen maß Dutzende Quadratmeter härtester Körperoberfläche; da halfen auch die größten Flohsprünge nicht, um von einer brauchbaren Blutabzapfstelle zur anderen zu gelangen.

Doch jetzt haben chinesische und französische Forscher laut der Fachzeitschrift Nature Licht in das Dunkel gebracht. Bei Grabungen in der Inneren Mongolei entdeckten sie auf Überresten von Dinohaut versteinerte Flöhe, die ihrerseits gigantische Ausmaße aufwiesen, mehr als zwei Zentimeter lang, mit kräftigen Beinen und furchterregend gepanzerten Saugrüsseln, mit denen sie mühelos auch härteste Häute durchdringen konnten. Daraus lernt man wieder einmal: Jeder Großherrscher im Reich der Natur findet am Ende seinen Bezwinger, so wie der Riesensaurier seinen Riesenfloh.

Wie die Faust aufs Auge paßt dazu die Nachricht aus Wellington im fernen Neuseeland, daß andere Paläontologen dort soeben einen sorgfältig rekonstruierten Riesenpinguin vorgestellt haben, in seiner Art ebenfalls ein wahres Monster, das dem größten Feind der heutigen Pinguine, der Leopardenrobbe, ohne weiteres Paroli bieten konnte. Bei einem Kampf zwischen Riesenpinguin und Leopardenrobbe (oder deren Vorgängerin) erhob sich wohl stets die Frage: Wer frißt am Ende wen?

Die neuseeländischen Forscher haben bereits einen schönen Namen für den Riesenpinguin präsentiert: Kairuku. Das ist Maori-Sprache und bedeutet soviel wie „Der Taucher, der immer genug Futter nach Hause bringt“. Für den Riesenfloh aus der Mongolei gibt es noch keinen populären Namen, nur ein vorläufiges lateinisches Codewort. Wie wäre es denn mit „Der Ritter, der sich vor keiner Haut fürchtet“? Man müßte einmal nachfragen, wie das auf mongolisch klingt.

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